8.3.17 | In einer Nachricht, die kürzlich im Science Magazin publiziert wurde, berichten G. Castellanos, L. Kluger und P. Tompkins vom ZMT über ihre Beobachtungen in der Bucht von Panama. Staatlich geschützte Mangrovenwälder fallen dort immer häufiger den Baggern zum Opfer, um Luxuswohngebiete und Golfplätze zu bauen.

Oh, wie schön ist Panama? Naturliebhaber könnten das anders sehen. In einer Nachricht, die kürzlich im Science Magazin publiziert wurde, berichtet ein Team von Wissenschaftlern des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) über seine Beobachtungen in der Bucht von Panama. Staatlich geschützte Mangrovenwälder fallen dort immer häufiger den Baggern zum Opfer, um Luxuswohngebiete und Golfplätze zu bauen.

Panama ist weltweit eines der 20 Länder mit dem größten Mangrovenbestand. Die Mangrovenwälder der Bucht von Panama gelten als der wichtigste Sammelpunkt von Zugvögeln auf dem amerikanischen Kontinent. Als Kinderstube von Garnelen und etlichen Fischarten spielen sie auch für die Fischerei des Landes eine essentielle Rolle. Im Kontext der RAMSAR-Konvention, einem internationalen Abkommen über Feuchtgebiete, wurde im Jahr 2003 ein Mangrovengebiet von 856 km² in Panama zum Schutzgebiet erklärt.

„Ohne entsprechendes Management und die Durchsetzung von Rechtsvorschriften existiert dieser Schutzstatus leider nur auf dem Papier“, meint Dr. Lotta Kluger, Biologin am ZMT und Koautorin der Science-Nachricht. Während eines Forschungsaufenthaltes in Panama konnten sie und ihre Kollegen beobachten, wie sich in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt Bagger tief in die Mangrovenwälder vorarbeiteten, um diese für Erschließungsmaßnahmen weiträumig abzuholzen. „In der Peripherie von Panama-Stadt findet man heute Golfplätze, große Einkaufszentren und luxuriöse Apartmentanlagen mit Blick aufs Meer. Vor kurzem standen dort noch Mangrovenwälder.“

Die Hauptstadt liegt an der Spitze der Bucht von Panama. An der schmalsten Stelle des amerikanischen Kontinents entstand sie hier inmitten von Mangrovenwäldern als eine der ersten Siedlungen an der pazifischen Küste Amerikas. Die kurzen Transportwege von Küste zu Küste machten sie schon früh zu einem bedeutenden Handelszentrum. Der wirtschaftliche Aufschwung verstärkte sich mit der Eröffnung des Panama-Kanals in 1914, einer der wichtigsten Wasserstraßen der Welt.

Durch die liberale Steuerpolitik des Landes wurde Panama-Stadt zu einem wichtigen internationalen Bankenstandort. Seit der Entwicklung zum Finanzzentrum und der staatlichen Übernahme des Panama-Kanals in 1999 ist die Stadt, die am südlichen Eingang zum Kanal liegt, in einem rapiden Größenwachstum begriffen. Zudem profitiert sie von dem im vergangenen Jahr abgeschlossenen Ausbau des Kanals, der nun für deutlich größere Containerschiffe befahrbar ist.

„Hier stehen – wie in vielen anderen tropischen Ländern auch – ökonomische Prioritäten sehr deutlich im Vordergrund. Der Staat hat kein wirkliches Interesse am Schutz der Mangroven“, sagt Lotta Kluger. Mit den Mangrovenwäldern geht aber auch ein Schutzwall gegen Erosion und Sturmfluten verloren. Immer wieder wird in den lokalen Medien von Überschwemmungen berichtet, die nicht nur die wohlhabenden Wohngebiete mit Küstenlage betreffen, sondern auch die angrenzenden Armenviertel. Im Golf von Panama zeichne sich die gleiche Entwicklung wie in Singapur ab, wo in weniger als 200 Jahren 90% des Mangrovenbestandes verschwanden, warnt die ZMT-Wissenschaftlerin.

Publikation:
G. Castellanos-Galindo, L.C. Kluger, P. Tompkins (2017) Panama's impotent mangrove laws. Science 335:918-919
http://science.sciencemag.org/content/355/6328/918.2