Matthias Wolff im Interview mit Medien beim Abschlussworkshop des SASCA-Projekts in Peru | Foto: Lotta Kluger, ZMT

08.04.2021 | Einer der ersten Mitarbeiter des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) wurde Ende März 2021 nach fast 30-jähriger Tätigkeit als Wissenschaftler am Institut offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Prof. Dr. Matthias Wolff wurde bei einem digitalen Treffen der ZMT-Mitarbeitenden geehrt, an dem neben langjährigen Kollegen auch sein ehemaliger Chef sowie Alumni des Masterstudiengangs International Studies of Aquatic Tropical Marine Ecology teilnahmen. Trotz seiner Pensionierung wird Matthias Wolff dem ZMT als Wissenschaftler erhalten bleiben und seine laufenden Forschungsprojekte wie Humboldt Tipping (Peru), Ghostnet Fishery (Ecuador), FIDEA (Ostafrika) and MIMAC (Kolumbien) weiterführen.

Im Jahr 1991 begann Matthias Wolff als einer von zwei Forschern am Zentrum für Marine Tropenökologie, wie das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) damals hieß. Sein Kollege Dr. Werner Ekau, heute kommissarischer wissenschaftlicher Geschäftsführer am ZMT, erinnert sich an die ersten Tage, die geprägt waren von „viel Freiheit, um zu diskutieren und nach interessanten Forschungsthemen zu suchen und eine Nische für das junge Institut zu finden“.

Erste Forschungsthemen wurden mit den Mangroven als eines der Schlüssel-Ökoysteme an tropischen Kisten festgelegt, erinnert sich Werner Ekau.“Wir haben bewiesen, wie richtig wir mit dieser Entscheidung lagen. Heute wissen wir, wie wichtig Mangroven sind“, sagte er in seiner Dankesrede.

Die beiden Wissenschaftler starteten eine Seminarreihe zur Tropenökologie an der Universität Bremen im Sommersemester 1992, und es wurden Kurse und Vorlesungen zur tropischen Fischerei angeboten.

Um eine internationale Plattform zum Wissensaustausch aufzubauen und um das ZMT in der globalen Wissenschaftsgemeinschaft sichtbarer zu machen, wurden  sogenannte Spezialkurse  zu relevanten Themen der marinen Tropenforschung entwickelt. Dafür wurden Dozenten und Teilnehmer von allen Kontinenten an das ZMT oder zu Partnerinstitutionen in den Tropen eingeladen.

Im Jahr 1999 entwickelte Matthias Wolff zusammen mit Kollegen des ZMT und der Universität Bremen ein interdisziplinäres  und englischsprachiges, Masterprogramm zur Thematik des tropischen Küsten -und Ressourcenmanagement mit dem Namen ISATEC (International Studies in Aquatic Tropical Ecology). Für das Programm war Matthias Wolff über 20 Jahre verantwortlich, bevor es in diesem Jahr als Profilschiene in den Master-Studiengang Marine Biology der Universität Bremen integriert wurde.

Auch ZMT-Gründer Professor Gotthilf Hempel wünschte Matthias Wolff alles Gute für seinen Ruhestand. Er kennt Mathias Wolff seit 53 Jahren, hat dessen Diplom und Promotion betreut und ihn zwei Monate nach Werner Ekau ans ZMT geholt.

Gotthilf Hempel sagte über Wolff: „Die pazifischen Küsten Lateinamerikas und die Populationsdynamik und trophischen Beziehungen ihres Makro-Benthos waren und sind sein Hauptforschungsgebiet. Ecopath war sein zentrales Modellierungswerkzeug. Die Kombination von Feldarbeit und Modellierung wurde zum Markenzeichen seines Teams, das Meeresbiologie und Sozioökonomie miteinander verknüpfte“

Er wies auch auf Wolffs Leistungen in der Aus- und Weiterbildung hin: „In drei Jahrzehnten hat er mehr als 25 Doktoranden und 50 Masterstudenten ausgebildet, die meisten von ihnen aus tropischen Ländern. Die ISATEC-Alumni sind über die ganze Welt verteilt. Einige von ihnen in hohen akademischen oder administrativen Positionen. Sie teilen warme Erinnerungen an ihre Zeit am ZMT in Bremen und loben Matthias Wolff als den Vater und Paten von ISATEC“, sagte Prof. Dr. Hempel

Auch Matthias Wolffs erster Diplomand Dr. Volker Koch gratulierte seinem Lehrer und erzählte von der gemeinsamen Arbeit, vor allem in Latein- und Südamerika. Als besondere Überraschung schickten ISATEC-Alumni und ehemalige Studenten Videobotschaften aus der ganzen Welt von Neuseeland bis Galapágos, in denen sie Matthias Wolff dankten, dass er ihr Interesse an Forschung und Wissenschaft geweckt hat.

Matthias Wolff zeigte sich sichtlich gerührt von den digitalen Verabschiedungen und bedankte sich bei allen Beteiligten für die guten Wünsche, betonte aber, dass er trotz seines Ruhestandes immer ein Teil des ZMT bleiben werde.

Über Matthias Wolff

Matthias Wolff wurde 1955 in Potsdam in Ostdeutschland, der ehemaligen DDR, geboren. Seine Eltern waren Lehrer und verließen das Land im Jahr 1961, fünf Tage vor dem Mauerbau. Er wuchs in Kiel auf und studierte nach dem Abitur Biologie mit dem Schwerpunkt Fischerei bei Professor Gotthilf Hempel an der Universität Kiel, wo er 1985 auch promoviert wurde. Zehn Jahre später habilitierte er sich an der Universität Bremen zum Thema Population dynamics, life histories and management of selected invertebrates of the Southeast Pacific upwelling System”. Im Jahr 1997 wurde er zum Professor für marine Synökologie an den Fachbereich 2 der Universität Bremen berufen.

Das Humboldtstrom -Auftriebsgebiet vor Peru und Chile war das Kerngebiet seiner Forschung. Noch während seiner Promotion ging er zu einem Forschungsaufenthalt nach Peru. Nach seiner Promotion in Kiel arbeitete Matthias Wolff dann als Hochschullehrer für Fischereibiologie an der Universidad Catolica del Norte in Coquimbo, Chile. Im Laufe seiner wissenschaftlichen Karriere verbrachte er mehr als zwölf Jahre in Zentralamerika. Höhepunkte waren drei Jahre auf den Galapágos-Inseln (2007-2010), wo er als leitender Meereswissenschaftler der Charles Darwin Station tätig war, eine Traumposition für jeden Meeresökologen.

Er organsierte und verantwortete internationale und multidisziplinäre Forschungsexpeditionen des deutschen Forschungsschiff Victor Hensen an die Pazifikküste Costa Ricas. Während seiner wissenschaftlichen Karriere koordinierte er große national und international geförderte Projekte mit Forschungsschwerpunkten in Zentralamerika, Chile, Peru, Ecuador, Kolumbien und Tansania. Außerdem arbeitet er als Gutachter für verschiedene Fachzeitschriften der Meeresforschung (z.B. Marine Biology, Progress in Oceanography, Ecological Modelling, PlosOne, Frontiers in Marine Science) und ist ständiges Mitglied im Editorial Board der Revista de Biologia Tropical und Biologia Marina. Im Jahr 2014 erhielt er für seine Forschungsbeiträge in Peru die Ehrendoktorwürde der Universidad de Piura (Peru).