Mangrove in Mexiko (Foto: Martin Zimmer)

26.07.2022 | Am 26. Juli ist der Weltmangroventag. An diesem Tag erinnern zahlreiche Organisationen auf der ganzen Welt an unsere Verantwortung als Konsument:innen und Entscheidungsträger:innen, zum langfristigen Erhalt dieser sehr besonderen Ökosysteme beizutragen.

Mangroven wachsen auf sandigem bis schlammigem Untergrund in der oberen Gezeitenzone tropischer Küsten. Dort tragen sie lokal und regional zum Küstenschutz und zu Lebensstandard und Einkommen der Bevölkerung bei. Sie sind aber auch für die Menschen in Europa von großer Bedeutung, da sie nicht nur Meeresfrüchte für die regionale Fischerei und den Export nach Europa beitragen, sondern zudem der Atmosphäre große Mengen von Kohlendioxid entziehen, langfristig in ihrem Holz einlagern und durch die Speicherung von organischem Material von Land und aus dem Meer in ihren sauerstoffreien Sedimenten über Jahrhunderte hinweg die Freisetzung von Kohlendioxid aus Abbauprozessen verhindern.

Dieser sogenannte "Blaue Kohlenstoff" ("Blue Carbon") ist inzwischen allgemein bekannt und trägt nach derzeitigen Kenntnissen zur Abmilderung des Klimawandels bei. Durch die zahlreichen anderen Ökosystemleistungen, die sie erbringen, werden Mangrovenwälder auch als eine vielversprechende Natur-basierte Lösung für die Anpassung an die Klimawandelfolgen betrachtet.

Obwohl die jährlichen Verlustraten von Mangrovenflächen in den vergangenen Jahren drastisch gesunken sind, haben wir seit Beginn der Industrialisierung weltweit etwa die Hälfte aller Mangrovenflächen durch menschliche Einflüsse verloren. Der Schutz, die nachhaltige Nutzung und Aufforstung von Mangrovenwäldern weit über den tropischen Gürtel hinaus sind daher das Gebot der Stunde. Eine der wichtigsten Ursachen für das Abholzen von Mangrovenwäldern ist in vielen Regionen der Welt die Produktion von Meeresfrüchten in landbasierter Aquakultur – deren Produkte füllen auch die Kühlregale deutscher Supermärkte.

Der Zweite Mangrovenzukunftstag, 09.-10.06. 2022, in der Vertretung des Landes Bremen in Berlin, wurde vom Leibniz Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), dem Global Nature Fund (GNF), der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und dem Startup fairGROVE organisiert, und von der Senatorin für Wissenschaft und Häfen des Landes Bremen unterstützt. Die Veranstaltung beschäftigte sich mit Möglichkeiten der nachhaltigen Nutzung von und Wertschöpfung aus Mangrovenwäldern durch Blue Economy-Ansätze, mit ihrem Schutz und mit Konzepten der Aufforstung, sowie mit ihrem Potenzial zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels und zur CO2-Kompensation. Insbesondere mangrovenfreundliche und nachhaltige Aquakultur in Kombination mit Aufforstungsmaßnahmen scheinen ein großes sozio-ökonomisches Potenzial und eine breite Akzeptanz zu haben. Weitere Lösungsansätze und Konzepte werden derzeit vielerorts entwickelt und diskutiert.

Eine der drängendsten Aufgaben der Wissenschaft und der Politik ist nun, das Bewusstsein und Verständnis für die immense ökologische, sozio-ökonomische und klimatische Bedeutung, aber auch die weiterhin große Bedrohung der Mangrovenwälder –sowie anderer vegetationsreicher Küstenökosysteme, wie Salzmarschen, Seegraswiesen oder Tangwälder– in der Bevölkerung zu fördern. Wissenschaft und Politik müssen sich aktiv und intensiv für den Schutz und die Nachhaltigkeit der Nutzung dieser wichtigen, aber auch empfindlichen, Ökosysteme einsetzen – in Deutschland, Europa und weltweit.