Ziel des ECOLOC-Workshop war es, die bisherigen Forschungsergebnisse zusammenzubringen, gemeinsame Publikationen und den zukünftigen wissenschaftlichen Austausch zu planen sowie direkte Handlungsempfehlungen für die nachhaltige Nutzung der Küstenökosysteme von Hainan zu entwickeln. | Foto: Hainan University

03.09.2018 | Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des deutsch-chinesischen Verbundprojekts ECOLOC*, das vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen koordiniert wird, trafen sich kürzlich zu einem gemeinsamen Workshop in Haikou, Hainan, China. Insgesamt nahmen 56 Forscherinnen und Forscher von Universitäten und wissenschaftlichen Instituten an der Veranstaltung teil, davon kamen 14 aus Deutschland und 42 aus China. Unter den Teilnehmenden waren auch Vertreterinnen und Vertreter des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), und von der chinesischen Meeresforschungsbehörde (SOA), die das Projekt seit über drei Jahren fördern.

Ziel des Treffens war es, die bisherigen Forschungsergebnisse zusammenzubringen, gemeinsame Publikationen und den zukünftigen wissenschaftlichen Austausch zu planen sowie direkte Handlungsempfehlungen für die nachhaltige Nutzung der Küstenökosysteme von Hainan zu entwickeln. An den ersten zwei Tagen konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ergebnisse ihrer eigenen Forschungsarbeiten präsentieren und diskutieren. Im Rahmen des Workshops besichtigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die ECOLOC-Forschungsgebiete in Changpi und Qingge, um einen Eindruck von den aktuellen Bedingungen vor Ort zu bekommen.

Die multidisziplinären Untersuchungen zeigen, dass die Belastung der Küstengewässer mit organischen Schadstoffen gering ist. Hafensedimente sind jedoch stark mit giftigen Organozinnverbindungen belastet, die in Schiffsanstrichen verwendet werden. In diesen Sedimenten wurden auch keine bodenlebenden Tiere gefunden. Die zahlreichen Aquakulturteiche haben leider viele unerwünschte Nebeneffekte: sie emittieren das Treibhausgas Methan, produzieren gesundheitsgefährdende Bakterien und entlassen Abwässer in das Küstenmeer, deren hoher Gehalt an Nähr- und Schwebstoffen die benachbarten Seegraswiesen massiv schädigt. Die Nährstoffe finden auch den Weg in das Nahrungsnetz bodenlebender Organismen und reichern sich in ihnen an. Die Lebendbedeckung der ohnehin schon stark geschädigten Korallenriffe nimmt unter dem Druck von Überfischung und schlechter Wasserqualität weiter ab. Modellsimulationen der Küstenströmungen zeigen, wie wichtig diese für die Verteilung der Nähr-, Schad- und Schwebstoffe in den Küstenökosystemen sind. Die Ergebnisse werden nun in wissenschaftlichen Fachzeitschriften publiziert und Entscheidungsträgern und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Über ECOLOC (*Environmental change affecting COastal ecosystems of tropical China during the Anthropocene: Landward vs. OCeanic influence):
Die Wirtschaft der tropischen Insel Hainan beruht größtenteils auf Landwirtschaft, Fischerei und Aquakultur sowie Tourismus. Die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und die Einleitung von Abwässern stellen jedoch eine Gefahr für die Wasserqualität und Gesundheit der Küstenökosysteme (z.B. Mangroven, Korallenriffe oder Seegraswiesen) dar, die wiederum die Grundlage für den Tourismus bilden. Im Forschungsprojekt ECOLOC werden die natürlichen und anthropogenen Faktoren, die die Umweltbedingungen kontrollieren, ermittelt, und die Reaktionen von Organismen und Küstenökosystemen auf die Einträge anthropogener Substanzen untersucht.