Unberührter Torfsumpfwald auf der Halbinsel Kampar, Sumatra (Foto: Anggi Hapsari, Universität Göttingen)

25.04.2022 | Tropische Torfgebiete gehören zu den effizientesten Kohlenstoffsenken. Die Kehrseite ist, dass sie zu massiven Kohlenstoffschleudern werden können, wenn sie zum Beispiel durch veränderte Landnutzung, Abbau oder Brände geschädigt werden. Dies kann zu einer schnelleren Klimaerwärmung führen. Forscher:innen der Universität Göttingen, des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen und des Research Center for Geotechnology in Indonesien haben untersucht, wie sich Torfmoore in den Küstengebieten von Sumatra und Borneo in Indonesien über Jahrtausende hinweg entwickelt haben und wie Klima und Meeresspiegel ihre Dynamik beeinflusst haben. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Global Change Biology erschienen.

Das Team analysierte zwei Torf-Bohrkerne, um mehr über die Umwelt in den vergangenen 17.000 Jahren zu erfahren. Die Forscher:innen untersuchten sie auf Spuren von Pollen, Sporen und Holzkohle und führten Kohlenstoffdatierungen sowie biogeochemische Analysen durch. Ihre Studie ergab, dass im Zeitalter des mittleren Holozäns, welches etwa 9.000 bis 4.000 Jahre her ist, wesentlich höhere Holzkohlekonzentrationen vorhanden waren. Dies deutet darauf hin, dass es zu dieser Zeit viele größere Waldbrände gab.

Später, vor etwa 3.000 Jahren, verursachten vermutlich Schwankungen der Winde und der Meeresoberflächentemperaturen (bekannt als El Niño-Southern Oscillation oder ENSO) eine anhaltende Dürre. Dadurch wurden die Wälder trockener und anfällig für Brände, die durch Blitzschlag ausgelöst wurden. Doch selbst zu dieser Zeit gab es weniger Brände als im früheren mittleren Holozän, was für das Team ein Rätsel darstellte.

Einen Anhaltspunkt lieferte ein hoher Anteil an Mangrovenpollen, den die Forscher während der früheren Periode des mittleren Holozäns fanden. Die Pollenkörner weisen auf das Vorhandensein von Mangrovenwäldern hin, die entlang der Küste in salzigem Wasser wachsen. Sie sind ein Indikator für den Anstieg des Meeresspiegels und die Zunahme des Salzgehalts in den Torfgebieten. Salz ist schädlich für die Süßwasservegetation im Binnenland und hat vermutlich zu mehr abgestorbenen Blättern und Ästen geführt. Salz kann auch das Kronendach des Waldes und die Luftfeuchtigkeit verringern. Dies ist ein wichtiger Faktor, der Einfluss auf die Ausbreitung von Bränden in Moorökosystemen hat.

„Wir waren überrascht, dass der steigende Meeresspiegel die Brände in den Küstengebieten Indonesiens möglicherweise verschlimmert hat“, sagt die Erstautorin Dr. Anggi Hapsari von der Universität Göttingen. „Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie die Wechselwirkung zwischen steigendem Meeresspiegel und trockenem Klima selbst in relativ feuersicheren Ökosystemen wie unberührten Torfgebieten zu massenhaften Waldbränden beitragen kann. Hier offenbaren sich potenzielle Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs.“

„Anders als in der Vergangenheit ist die Hauptursache für Moorbrände heute jedoch der Mensch“, fügt Hapsari hinzu. „Wenn weiterhin Torfsumpfwälder großflächig zerstört werden, Torfland entwässert und absichtlich abgebrannt wird, könnte dies in Verbindung mit dem gegenwärtigen raschen Anstieg des Meeresspiegels und einem künftig stärkeren ENSO zu katastrophalen, weit verbreiteten Waldbränden führen. Dadurch könnte Kohlenstoff unkontrollierbar freigesetzt werden“, so Hapsari.

„Unser unerwarteter Befund stellt eine bisher unbekannte Bedrohung für das Überleben dieser wertvollen Ökosysteme dar“, sagt Mitautor Dr. Tim Jennerjahn vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung. „Es ist klar, dass die Bewertung des Brandrisikos in tropischen Torfgebieten mehr Aufmerksamkeit verdient. Die Studie zeigt, wie die Rekonstruktion vergangener Umweltveränderungen dazu beitragen kann, das heutige Management von Küstenökosystemen zu verbessern.“

Publikation:

Hapsari, K. A., et al “Sea level rise and climate change acting as interactive stressors on development and dynamics of tropical peatlands in coastal Sumatra and South Borneo since the Last Glacial Maximum”. Global Change Biology 2022. DOI: 10.1111/gcb.16131