Für das Ausstellungsprojekt „Triff das Riff“ hat Markus  Zimmermann ein Display-Modul geschaffen, das flexibel bespielt werden kann. Es ergänzt die Dauerausstellung „Korallenriff“ mit aktuellen Inhalten aus drei unterschiedlichen Perspektiven. | Foto: Senckenberg/Tränkner

01/12/2022 | This text is currently only available in German….

Das Senckenberg Naturmuseum erarbeitet neue Ausstellungs- und Vermittlungsformen, die den Transfer von naturwissenschaftlichen Fragestellungen in die Gesellschaft und umgekehrt untersuchen. Mit an Bord ist auch das ZMT als wissenschaftlicher Partner. Mit „Triff das Riff!“ eröffnet das erste experimentelle Ausstellungsprojekt in diesem Kontext. Wie lassen sich Forschungsergebnisse und gesellschaftliche Diskurse verbinden, was macht Forschungsmuseen zu zentralen Orten dieses Dialogs und wie gelingt es, nachhaltig und innovativ über den musealen Raum hinaus Wirkung zu erzielen zu Themen wie Biodiversitätsverlust, Klimwandel und deren Auswirkungen? Im Ausstellungsprojekt „Triff das Riff!“, an dem auch das Leibniz-Znetrum für Marine Tropenforschung (ZMT) als wissenschaftlicher Partner beteiligt ist,  werden durch Kollaboration, Kooperation und Co-Kreation drei verschiedene Perspektiven zu den Themenfeldern Nutzen, Schutz und Gefährdung von Korallenriffen erarbeitet. Die drei Blickwinkel Gesellschaft, Kunst und Wissenschaft werden bis August 2024 nacheinander im Museum gezeigt.

„In der ersten gesellschaftlichen Perspektive unseres Projekts greifen wir Impulse von Besuchenden auf, die wir durch Interventionen in unserer Dauerausstellung erhalten haben,“ so Museumsdirektorin Dr. Brigitte Franzen. „Als Forschungsmuseum möchten wir die Ergebnisse unserer Wissenschaft wirkungsvoll vermitteln; dies gelingt, wenn wir andere Ansichten mit einbeziehen und mit unseren Besuchenden in den Austausch gehen“, so Franzen.

Zentrales Element für alle drei Ausstellungsperspektiven ist ein multifunktionales Display-Modul, mit dem das Museumsteam schnell und kreativ auf aktuelle Fragestellungen reagieren kann. Der Künstler Markus Zimmermann hat hierfür einen Prototypen aus nahezu vollständig recycelten Materialien gestaltet. „Die Architektur dient hier als Werkzeug“, erklärt Zimmermann. „Das Modul kann medial flexibel bespielt werden und eignet sich für den Transfer vielseitiger Inhalte“, fährt er fort.

Der in diesem Vorhaben verfolgte Ansatz der Co-Kuration bedeutet für die erste Perspektive „Gesellschaft“ die Zusammenarbeit mit dem Senckenberg Jugendbeirat und mit verschiedenen Riffschutz-Organisationen. „Von den Mitgliedern des Jugendbeirats kam der Impuls, auf die Frage einzugehen, was wir in Frankfurt konkret für die Erhaltung von Riffen tun können“, so die Kuratorin Christina Höfling. „Wir sind daher in den Kontakt mit Riffschutz-Organisationen getreten und haben Handlungsoptionen erarbeitet“, fährt sie fort. Lisa Voigt, ebenfalls Kuratorin des Projekts, betont, dass in der Zusammenarbeit auch sehr persönliche Beiträge entstanden sind, wie etwa der Audiobeitrag von Cynthia Julca, Praktikantin des Leibniz-Programms „Next Generation“, die einen inneren Konflikt zwischen moderner Lebensweise und den negativen Auswirkungen auf die Natur beschreibt. „Wir spiegeln in diesem Ausstellungsprojekt auf vielfältige Weise die gegenseitige Abhängigkeit von Mensch und Natur und wir betrachten den Einfluss menschlichen Handelns auf unsere Umwelt“, ergänzt Voigt. 

„Dieses innovative Projekt soll dazu beitragen, dass wir in der Gesellschaft vom Wissen zum Handeln kommen“, betont Prof. Dr. Angelika Brandt, Leiterin der Marinen Zoologie bei Senckenberg und Mitglied des Direktoriums. Sie verweist auf die Bedeutung der Ozeane für die Menschheit, die zurzeit auch im Fokus der UN Dekade für Ozeanforschung stehen. „Ich freue mich, dass dieses Ausstellungsprojekt als erstes das Ökosystem Korallenriff betrachtet! Es gilt, die Ozeane, die unser Klima regulieren, Sauerstoff produzieren und CO2 senken, unbedingt zu schützen – und hierzu können alle einen Beitrag leisten!“, fährt sie fort.

Bei „Triff das Riff!“ gibt es außerdem einen Faktencheck rund um das Thema Korallenriff. An einer Station des Ausstellungs-Displays können Besuchende Fragen rund um das Ökosystem Riff stellen, welche Forschenden des wissenschaftlichen Projektpartners Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen im Laufe des Projekts beantworten. Die Rückmeldungen werden in der Ausstellung zu sehen sein.

Über „Triff das Riff!“ und das BMBF-Forschungsprojekt „Temporäre Permanenz (TemPe) – Innovative und flexible Vermittlung aktueller gesellschaftlich relevanter Themen in Dauerausstellungen“

Das Ausstellungsprojekt „Triff das Riff!“ findet im Rahmen des BMBF-Forschungsprojektes „Temporäre Permanenz (TemPe) – Innovative und flexible Vermittlung aktueller gesellschaftlich relevanter Themen in Dauerausstellungen“ statt, wird stetig weiterentwickelt und vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE) in Bonn beforscht. Museen bieten Menschen jeden Alters die Möglichkeit, neue Dinge zu lernen und ihren Horizont zu weiten. Deshalb sind Museen als Lernorte auch für die Bildungswissenschaft ein wichtiges Forschungsfeld. Das DIE untersucht, wie sich die Gestaltung einer Ausstellung auf das Erleben im Museum und auf mögliche Lernprozesse auswirkt. Hierfür ist besonders interessant, den Einfluss der unterschiedlichen Gestaltungselemente der drei verschiedenen Perspektiven von „Triff das Riff“ zu untersuchen.

Am 1. Dezember 2022 startet die gesellschaftliche Perspektive auf das Korallenriff. Ab 1. Juni 2023 folgt die künstlerische Perspektive, gestaltet von den Künstlerinnen Nina Queissner und Linda Weiß. Die  wissenschaftliche Perspektive ist ab Winter 2023/24 zu sehen.