21.03.2024 | In seiner Sitzung am 19. März 2024 hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft weitreichende Entscheidungen zu verschiedenen institutsübergreifenden Förderformaten getroffen. Als ein neues Format bewilligte der Senat jetzt erstmals drei Leibniz-Labs. Das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) ist Mitglied in einem der neuen Leibniz-Labs, in dem Leibniz-Institute interdisziplinär und mit Akteuren aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft zusammenarbeiten, um für große gesellschaftliche Herausforderungen praxistaugliche Lösungen zu entwickeln. Am 16. Mai 2024 findet die gemeinsame Kick-off-Veranstaltung der Leibniz-Labs in Berlin statt.

Folgende Leibniz-Labs werden über eine Laufzeit von drei Jahren ab dem 1. April 2024 im Umfang von je insgesamt drei Millionen Euro gefördert:

  • „Pandemic Preparedness – Vorbereitung auf künftige Pandemien durch Vernetzung inter- und transdisziplinärer Forschung: One Health, One Future“,
  • „Systemische Nachhaltigkeit – Biodiversität, Klima, Landwirtschaft und Ernährung innerhalb planetarer Grenzen“,
  • „Umbrüche und Transformationen“.

Das ZMT wird seine interdisziplinäre Kompetenz in der Erforschung tropischer Küstenökosysteme aus natur- und sozialwissenschaftlicher Sicht im Leibniz-Lab „Systemische Nachhaltigkeit – Biodiversität, Klima, Landwirtschaft und Ernährung innerhalb planetarer Grenzen“ einbringen.

Prof. Dr. Raimund Bleischwitz, wissenschaftlicher Geschäftsführer des ZMT, war maßgeblich an dem Antrag für das neue Leibniz-Lab beteiligt. „Bei der Zusammenarbeit innerhalb der Leibniz-Lab stehen große Fragen der Gegenwart im Vordergrund. So geht es bei dem Leibniz-Lab ‚Systemische Nachhaltigkeit‘ beispielsweise um die Frage, wie wir Biodiversität und Klima effektiv schützen und zugleich die Ernährungssicherheit gewährleisten können“, sagt Nachhaltigkeitsforscher Bleischwitz. „Die Meere und Ozeane spielen hier eine entscheidende Rolle. Sie bewerben nicht nur eine immense Artenvielfalt, sondern nehmen auch rund ein Drittel des menschgemachten Klimagases Kohlendioxid auf und sind somit unsere Verbündeten beim Klimaschutz. Nicht zu vergessen, dass 40% der Weltbevölkerung in einem Umkreis von 100 km von der Küste entfernt lebt - Millionen davon in tropischen Küstenregionen. Wir wollen Wege finden, marine Biodiversität und Nahrung aus dem Meer in Zukunft stärker zusammen zu bringen.“

„Die natur- und sozialwissenschaftliche Expertise des ZMT in der tropischen Meeres- und Küstenforschung könne also gerade in Fragen des Schutzes mariner Ressourcen und Biodiversität wichtige Antworten und Impulse liefern. Wir freuen uns auf personelle Verstärkung zur Frage von innovativen Zukunftspfaden und regionaler Vernetzung mit tropischen Regionen“, so Bleischwitz weiter.

Mit dem neuen Format „Leibniz-Labs“ stärkt die Leibniz-Gemeinschaft ihre inter- und transdisziplinäre Exzellenz.

In einem gesonderten Vorhaben werden die drei geförderten Leibniz-Labs durch intensive Vernetzung und Reflexion begleitet, um für zukünftige Initiativen der Gemeinschaft zu lernen. Dieses Netzwerkvorhabens wird ab 1. April 2024 im Umfang über eine Laufzeit von drei Jahren mit insgesamt 700.000 Euro.


Über das Leibniz Lab „Systemische Nachhaltigkeit – Biodiversität, Klima, Landwirtschaft und Ernährung innerhalb planetarer Grenzen“

Die aktuelle sozial-ökologische Krise offenbart einen deutlichen Konflikt zwischen Biodiversität und Klimawandel einerseits und Landwirtschaft und Ernährung andererseits. Die weltweite Intensivierung der Landwirtschaft beschleunigt den Biodiversitätsverlust und den Klimawandel. Dadurch erhöhen sich umgekehrt die Risiken für die Landwirtschaft und Ernährungssicherheit sowie der Anpassungsbedarf. Die Erreichung existenzieller Ziele für eine nachhaltige Entwicklung ist damit gefährdet, mehrere planetare Grenzen sind bereits überschritten. Es besteht ein dringender Bedarf an einer stärker systemischen und handlungsorientierten Herangehensweise in der Wissenschaft und einem vertiefenden Dialog mit der Gesellschaft, um zu transformativen Lösungen zu kommen.

Das Leibniz-Lab trägt diesem Bedarf gezielt Rechnung, indem es die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Handlungsfeld „Biodiversität, Klima, Landwirtschaft und Ernährung“ systematisch integriert und Innovationen identifiziert. In Pilotgebieten in verschiedenen Teilen der Welt greift das Lab regionale Erfordernisse auf. Es verknüpft diese mit globalen Entwicklungen, um die komplexen Zusammenhänge aus einer ganzheitlichen Perspektive zu verstehen und entsprechende Lösungsansätze aufzuzeigen. Das Lab fungiert dabei als Bindeglied zwischen den relevanten Wissenschafts-Communities und fördert den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Durch die Bündelung der Expertise von 41 Forschungseinrichtungen und 11 Forschungsclustern der Leibniz-Gemeinschaft entsteht ein zentraler Wissens- und Beratungshub zu Fragen von Biodiversität, Klima, Landwirtschaft und Ernährung.

Weitere Infos: https://www.leibniz-gemeinschaft.de/forschung/leibniz-labs/systemische-nachhaltigkeit

Über die Leibniz-Labs:

Das Instrument der Leibniz-Labs zielt darauf ab, die inter- und transdisziplinären Erfahrungen, Kompetenzen und Potenziale der Leibniz-Gemeinschaft bestmöglich zu nutzen, um einen starken Beitrag zur Lösung gesellschaftlich drängender Fragestellungen zu leisten. Leibniz-Labs setzen dazu primär auf die Integration der vielfältigen vorhandenen Wissensbestände aller Leibniz-Einrichtungen. Über Fachgrenzen hinweg und unter Einbeziehung von Wissen und Perspektiven aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft entwickeln Leibniz-Labs Produkte, die Akteure bei Problemlösungen unterstützen.

Weitere Infos: www.leibniz-gemeinschaft.de/forschung/leibniz-labs/