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Sonntag, 18.9.16
Ein heißer Wind kommt vom Meer und peitscht die Palmen. Keine Wolke traut sich vor die feuerrote Sonne, als sie sich dem Horizont nährt. Freundlich und warm ist der Abend und ausgelassen die Menschen. Am Ufer der steinernen Stadt treffen sich Familien. Gerüche von gebratenem Fisch und der Duft der Gewürze ziehen in die Nase - der weltweit bekannte Geschmack dieser Insel. Übermütige Teenager springen mit Anlauf laut schreiend über die Kaimauer ins Meer der untergehenden Sonne entgegen - wer springt höher, wilder, weiter?Holzboote für Touristen schaukeln auf den Wellen. Heute ist Sonntag, das Wasser steht hoch und das Leben will sich austoben. Willkommen in Sansibar.

Willkommen den Gästen vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen! - scheint die Insel zu rufen und zeigt sich von ihrer lebendigsten Seite. Denn für das anstehende Abschluss-Symposium der Leibniz Graduiertenschule SUTAS (Sustainable Use of Tropical Aquatic Systems), sind heute die letzten Norddeutschen eingetroffen - über Frankfurt, Addis Abeba, Sansibar. Vier Tage präsentieren in Stone Town die in SUTAS ausgebildeten Doktoranden, ihre Betreuer und viele Gastwissenschaftler Kollegen, Kooperationspartnern und Öffentlichkeit ein Forum, um die erfolgreichen Projekte der letzten zwei Jahre vorzustellen und ihre Ergebnisse zu diskutieren. Es wird um Fischerei und Aquakultur, um Korallenriffe und Seegraswiesen, um Ernährung und Gesundheit gehen - Themen, die Sansibars Bevölkerung täglich berühren, wenn die Fischer ausfahren und weniger fangen, wenn die Hotels für die Touristen zugleich mehr Meeresfrüchte verlangen, wenn zu viele Nährstoffe den Meeresbewohner schaden, wenn der Klimawandel Wetter, Wind und Wärme verändert, wenn die Korallen bleichen, die Taucher sehen wollen und die der Insel Schutz und Nahrung bieten…

Aber an diesem Sonntag Abend scheinen die Probleme noch weit weg. Im Wind der letzten Tage haben sich eingetroffene Arbeitsgruppen vom ZMT auf die Präsentationen vorbereitet. Eine Ausfahrt noch zu den Forschungsgebieten, den Fischgründen und Seegraswiesen, ein Vortragsmanuskript beenden mit Blick auf den Ozean und Inspiration empfangen von den ostafrikanischen Alumni des ZMT. Zum ersten Mal trafen sich ehemalige Gastwissenschaftler des Instituts, ISATEC Absolventen und Doktoranden aus Ostafrika in Sansibar - erzählten von ihren Forschungsprojekten und regten zu neuen Kooperationen an. Als die Sonne vor Sansibar im Meer versinkt, können alle den nächsten Tag kaum erwarten.

Montag, 18.9.16
Heute morgen tragen die wagemutigen Jungs an der Uferpromenade trockene Kleider und Schulranzen. Über ihren Köpfen kreisen die Mauersegler, die Bremen und Europa schon im August verlassen haben, und ein paar streunende Katzen lecken sich den Sand aus dem Pelz. Es geht durch Zanzibars gefegte Straßen zur Konferenz - Straßen, in denen es keine fliegenden Plastiktüten gibt. Die sind in Sansibar verboten, klärt ZMT-Wissenschaftler Dr. Hauke Reuter auf. Eine ökologische Weitsichtigkeit, die auch gleich auf der Konferenz Thema sein wird.

Während sich in der ansteigenden Hitze draußen hupende Motorroller auf dem Weg zur Arbeit den Weg durch die Menschen bahnen, begrüßt SUTAS-Koordinator Professor Matthias Wolff im Konferenzsaal rund 50 Gäste zur Debatte über die nachhaltige Nutzung tropischer Gewässer. Ein Traum gehe für ihn mit dieser Konferenz in Erfüllung, fügt Dr. Matern Mtolera, Vizedirektor des Partnerinstituts für Marine Science (IMS) in Zanzibar hinzu. Auch die Ehrengäste Dr. Islam Mchenga vom Ministry for Agriculture and Natural Resources and Fisheries in Sansibar und John Reyels, stellvertretender deutscher Botschafter in Daressalam, machen in ihrer Begrüßung noch einmal deutlich, wie viele gesellschaftliche Hoffnungen und Erwartungen sich an die Arbeit der marinen Forschungsinstitute knüpfen. Er hoffe, dass dieser Workshop Zanzibar helfe, mit den Auswirkungen des Klimawandels besser klar zu kommen, schließt Islam Mchenga. Und John Reyels zeigt sich vor allem von den jungen Menschen in der SUTAS-Graduiertenschule begeistert, die aus seiner Sicht mit ihrer intensiven partnerschaftlichen Forschung zum Umgang mit natürlichen Ressourcen auch für Frieden und bessere Chancen für alle arbeiten.

Dann sind eben diese jungen Menschen an der Reihe, die ihre wissenschaftliche Ausbildung in SUTAS, am ZMT oder IMS absolvierten. Die Ergebnisse der vorgestellten Master- oder Doktorarbeiten zeigen eindrücklich, wie viele wertvolle Daten in den letzten Jahren in Feldforschungen auf der Insel und im Meer vor Sansibar zusammengetragen und ausgewertet wurden. Dieser Tag wirft das Licht vor allem auf Fischerei und Aquakultur und die beeindruckend engagierten jungen Natur- und Sozialwissenschaftler zeigen ihre Analysen zu wichtigen Fischbeständen und Fangmethoden und zu dem sozialen Dilemma, das sich durch Überfischung ergibt - wenn weniger Fisch zu destruktiveren Fangmethoden führt. Sie verweisen auf sich wandelnde Einkommensstrukturen, die sich verändernde Diversität der bevorzugt gefangenen Spezies, auf Klimaeinflüsse und Umweltfaktoren und ihre Effekte auf Bestände und das Verhalten der Fischer, sie erörtern für die Aquakultur Chancen von Co-Kultivierung statt Monokulturen in der Seegurkenzucht oder die Gefahren von Wasserverschmutzungen und vieles mehr.

Als am Abend über den Dächern von Sansibar der erste Konferenztag ausklingt, zeigt sich, wie sehr sich das Treffen auf der Insel bereits gelohnt hat: die Anregungen durch den Austausch finden ihre Fortsetzung in vielen kleinen Gesprächsgruppen und den Ideen für neue Kooperationen sind keine Grenzen gesetzt.

Dienstag, 20.9.16
Die Intensität der Austauschs steigt am zweiten Konferenztag. Heute geht es um die Lebensräume unter der so wunderbar blau leuchtenden Oberfläche des Ozeans - die Korallenriffe, die Sedimente und Seegraswiesen vor Sansibar. Wieder stellen SUTAS-Doktoranden beeindruckende Forschungsarbeiten vor, ebenso wie IMS-Absolventen, einige ihrer Betreuer am ZMT und versammelte ZMT-Alumni aus Ostafrika. Hochkonzentriert werden die Ergebnisse in fokussierten 15 Minuten vorgestellt und ergeben ein eindrucksvoll komplexes Bild tief ins Innere der Riffe oder Seegraswiesen. Wie reagieren sie auf ihre sich verändernde Umwelt - auf ansteigende Wassertemperatur, auf mehr Nährstoffeinträge? Wie divers ist das Leben noch und welche Lebensformen spielen welche Rolle? Welche Organismen profitieren von Umweltveränderungen, welche sind überfordert und warum? Wie verändern sich die Populationen? Die wissenschaftliche Abschätzung des Zustand dieser Lebenswelten schreitet deutlich voran - sie gibt Anlass zur Sorge aber zeigt auch Wege für besseren Schutz und Erhalt der für Zanzibar wertvollen Unterwasserwelten. Einhelliges Fazit des zweiten Tages ist: es gilt, diese Daten noch besser zusammenzuführen. Selten zuvor haben so viele junge engagierte Wissenschaftler in einer Region zu verschiedenen Aspekten geforscht - und selten zuvor wurde die Vielfalt der Forschungen auf einer Konferenz so deutlich. Legt man die Ergebnisse übereinander, könnte noch effektiveres Management möglich werden.

Pausen brauchen die Mitarbeiter kaum - jeder Kaffee, jede Mahlzeit wird genutzt, um da anzusetzen, wo man während der Präsentationen Möglichkeiten der Zusammenarbeit erkannt hat. Am Ende des Arbeitstages verteilen sich die Wissenschaftler in kleinen Gruppen - um weiter zu reden, um über den Fisch- und Gemüsemarkt zu schlendern oder um die Abendsonne in jenes Wasser versinken zu sehen, für das ihr Forscherherz schlägt.

Mittwoch, 21.9.16
Es regnet heftig am frühen Morgen. Über Sansibar ziehen Wolken und schütten Wasser auf die Insel. In Stone Towns Straßen bilden sich Pfützen aus matschigem Sand, aber das Regenwasser versickert schnell und sammelt sich unter der Insel. Trinkwasser ist nicht knapp - noch nicht. Wie lange es jedoch für die rasch anwachsende Bevölkerung ausreichen wird, weiß niemand genau. Auch der zunehmende Tourismus verlangt nach mehr Wasser, vor allem nach sauberem Wasser. Die Hotels werden zahlenmäßig mehr und rüsten auf - Schwimmbäder und Wellnessbereich brauchen kühlendes Nass. Was Touristen suchen und die lokale Bevölkerung ökonomisch braucht ist ein gesunder lebendiger Ozean mit ausreichend Nahrung und eine gesunde ausreichende Trinkwasserversorgung. Als die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in Bremen und der State University of Zanzibar (SUZA) - darunter eine weitere SUTAS-Doktorandin - am Vormittag ihre Forschungsarbeiten zur Ernährung, Trinkwasserqualität und Gesundheit auf Zanzibar präsentieren, wird deutlich: Wasserqualität ist ein gemeinsamer Nenner für die Forschung auf der Insel und um die Insel herum.

Inzwischen hängen 27 Poster an den Wänden rund um die Teilnehmer und zeugen von dem wissenschaftlichen Potential, das sich hier versammelt hat. Auch die ZMT-Alumni aus Kenia, Äthiopien, Süd Sudan und Tansania präsentieren auf diese Weise ihre aktuellen Arbeiten, über die sie sich am Sonntag untereinander ausgetauscht hatten. Koordiniert von dem tansanischen Wissenschaftler Robert Katikiro treten sie zusammen auf und machen deutlich, wo sie in Zukunft Zusammenarbeit in der Forschung suchen. Wichtige Felder sind Fischerei und Aquakultur - die nachhaltige Nutzung der marinen Ressourcen unter Integration der sozioökonomischen Aspekte. Und so zeigt sich in wenigen Tagen auch der Erfolg des ersten ZMT-Alumni-Treffens. Das entstandene ostafrikanische Netzwerk der Meeresforscher will aktiv werden und sich, wenn möglich, bereits im Sommer 2017 in Ostafrika zu konkreten Themen eine Sommerschule organisieren. Die Kraft der vereinten Motivation ist unübersehbar.

Lang gehen die Debatten in den Abend hinein und kleine Gruppen diskutieren am IMS weiter über konkrete Kooperationspläne, deren Entdeckung das SUTAS Symposium in drei außergewöhnlichen Tagen möglich gemacht hat. Der heftige Regen am Morgen hat die Luftfeuchtigkeit erhöht. Mücken entdecken ihre eigenen Chancen und schwirren vor Mercury’s Bar gleich neben dem IMS im sich rötenden Himmel. Ein paar Zeilen aus der Bohemien Rhapsodie des berühmtesten Landmannes der Insel, Freddie Mercury, schleichen sich ein: „No escape from reality. Open your eyes. Look up to the skies and see“. Tauschen wir an dieser Stelle den Himmel gegen das Meer: Die Realität dieser Welt verlangt ins Wasser zu sehen und zu handeln.

Donnerstag, 22.9.16
Worauf noch warten? - Der Appell der Stakeholder, die sich am vierten Konferenztag in Stone Town, Sansibar mit den versammelten Wissenschaftlern trafen, lautet: packen wir es an. Noch einmal fassen der Direktor des IMS Dr. Yohanna Shaghude und SUTAS Koordinator Professor Matthias Wolff die geballten interdisziplinären Forschungsanstrengungen zusammen, die hier in den letzten Tagen präsentiert wurden - und die Worte treffen auf offene Ohren. Die Vertreter des Fischereiministeriums in Sansibar und der Kommission für Wissenschaft und Technologie (COSTECH), dem Pendant zur Deutschen Forschungsgemeinschaft in Tansania, bestätigen in den Darstellungen ihrer eigenen Vorstellungen von Kooperation, dass das SUTAS-Projekt der richtige Weg war, den die schon lange zusammenarbeitenden marinen Forschungsinstitute aus Bremen und Zanzibar vor zwei Jahren gewählt haben. Was von staatlicher Seite aus gesucht wird, ist das, was an Forschung angeboten wird - und zum Teil aktuell in SUTAS geleistet wurde.

Eine große Chance für die jung ausgebildeten Wissenschaftler tut sich auf, in Zukunft weiter miteinander zu forschen. Eine andere Chance tut sich auf, als das Naturschutzprojekt Chumbe Island Coral Park vorgestellt wird - eine klein geschützt Satelliteninsel vor Sansibar. Das ambitionierte und erfolgreiche Projekt im privaten Sektor versucht die ökonomischen Bedürfnisse der Menschen ebenso ernst zu nehmen wie die Bedürfnisse der Natur. 95 Prozent der Beschäftigten sind dort offenbar ehemalige Fischer aus der Region und Ökotourismus wird erfolgreich mit Naturschutz verbunden. Aus dem permanenten Monitoring der Riffe leiten die Betreiber Handlungsentscheidungen ab und reduzierten bei einer beobachteten Korallenbleiche auch schon mal Tauchgänge und versuchen, die Wiederbelebung der Riffe aktiv zu unterstützen. Einfach ist es nicht, dieses rein privat organisierte Modell auf den öffentlichen Sektor zu übertragen, aber die Richtung macht Hoffnung und regt zum Weiterdenken an. Für ein ideales Management der Insel wünscht man sich wissenschaftliche Kooperation in den Bereichen, in denen das ZMT wichtige Expertisen hat: in der Beurteilung der Zustände des Ökosystems, in der Kommunikation mit den Menschen vor Ort, in der Interaktion der Disziplinen.

Auch die Vorstellungen des Mwambao Coastal Community Network und der Western Indian Ocean Marine Science Association (WIOMSA) passt zu vielem, was in den letzten Tagen an Forschungen vorgestellt worden ist. Für das Netzwerk und den Verein ist die Kooperation für nachhaltige Entwicklung der Küsten am Indischen Ozean ein zentrales Ziel: über Ländergrenzen hinweg und in den Regionen in allen Bereichen der Küsten- und Meereswissenschaften. Alle Vertreter signalisieren Interesse und Bereitschaft, die Früchte des Symposiums weiter gedeihen zu lassen, um die Wirkung der in und um Zanzibar geleisteten Forschungen zu erhöhen - in einem ersten Schritt zum Beispiel in Form einer Publikation.

Die abschließende Diskussion wird schnell konkret: alle wollen zupacken. Wer mit wem in Zukunft was? Wo kann man was wie beantragen? Aber es werden auch kritische Stimmen laut. Nicht alle Ziele lassen sich ohne weiteres miteinander vereinbaren. Widersprüche zwischen ökonomischen und ökologischen Interessen lassen sich nicht einfach aufheben, indem man formal zusammen arbeitet. Im gesamten Küstensystem, den Schutzbedürfnissen von Menschen, Tieren, Pflanzen und anderen marinen Organismen zu genügen, könnte die Quadratur des Kreises bedeuten. Sicher ist: das gesamte System bedarf der erhöhten Aufmerksamkeit, und Kooperation bedeutet eben immer, den oder das andere zu sehen, zu verstehen und gleichberechtigt mitzubedenken. Packen wir es an - das ist das Signal des ausgehenden Tages, bevor sich die SUTAS-Doktoranden mit ihren Betreuern zum abschließenden Abendessen treffen. Es ist eine warme tropische Nacht und trotz der intensiven Tage macht sich Aufbruchstimmung bemerkbar.

Freitag, 23.9.16
Im Aufbruch befinden sich heute einige ZMT-Wissenschaftler, die nach Bremen zurück fliegen. Im Aufbruch fühlen sich nach den inspirierenden vier Tagen aber vor allem die jungen Wissenschaftler, die zuversichtlich aus dem SUTAS-Symposium herausgehen und die Impulse, die der Austausch gebracht hat, jetzt aktiv für sich nutzen wollen und können - ein großer Erfolg.

In kleinen Gruppen verstreuen sich nun jene, die noch einige Tage zum Arbeiten hier bleiben, in Sansibars Stone Town oder auf dem Meer: im IMS treffen sich Hauke Reuter und die ISATEC-Studentin, die er betreut, mit Christopher Muhando und besprechen ein laufendes Projekt, Mirta Teichberg packt mit ihrer Gruppe und Dieuwke Hoeijmakers (SUTAS) das Equipment für den Tauchgang zu den Seegraswiesen am nächsten Tag, ZMT-Forschungstaucher kommen an und Jennifer Rehren (SUTAS) bereitet einen Workshop mit lokalen Fischern vor. Andreas Kunzmann und Stephanie Helber (SUTAS) nutzen schon diesen Tag, um die Riffe zu begutachten, andere gehen noch einmal durch die Gassen und lassen die Geräusche und Gerüche des geschäftigen Lebens der Stadt auf sich wirken.

In der Schule üben Kinder das Balancieren von Wasserflaschen auf dem Kopf. Mittags geht der Ruf von den Minaretten und die Männer treffen sich zum Gebet. Kleine Geschäfte in kleinen verwinkelten Gassen haben sich auf die Touristen eingestellt und verkaufen Gewürze, Schmuck und Kleidung - Geschenke für die Freunde oder Familien in Europa. An der Uferpromenade herrscht geschäftige Ruhe. Fischer- und Touristenboote werden repariert. Es ist Niedrigwasser und niemand kann heute vom Kai ins Meer springen. Der Ozean zieht sich an bestimmten Tagen im Mondzyklus weit zurück - bis zu 3 Meter 80 kann der Tidehub und so schwankend auch der Blick auf die idyllische Tropeninsel und ihre handfeste Realität sein:

Die Touristen auf den Sunset-Terrassen von Stone Town sind ebenso wichtig und real wie das Problem, dass am Hafen zu viel Abwasser ins Meer geleitet wird und die marinen Ressourcen bedroht. Wenn geführte Touren durch die Stadt an den professionell präsentierten Erinnerungen an den Sklavenmarkt vorbeigehen, dann konkurriert die Wahrnehmung von Sansibars wechselvoller Geschichte mit der einer unsicheren Gegenwart, die sich eher auf dem Fischmarkt abspielt, wo die alltäglichen Verhandlungen hart sind und die Gerüche streng. Die weißen Strände, die zum Schnorcheln und Sonnenbaden einladen sollen, sind das Eine - dass aus den Fischerdörfern eventuell zu viel sauberes Wasser für die Strandressorts abgeleitet wird und Fischgründe und Korallenriffe bedroht sind, das oft unsichtbare Andere. Die frisch ausgebildeten Wissenschaftler und ihre Betreuer wissen um diese Gegensätze und wollen und werden mehr wissen und forschen - für die Zukunft der Insel und die des leuchtenden Ozeans um sie herum. Hakuna Matata Sansibar.

Bettina Mittelstraß