Tropische Küsten unterliegen in Bezug auf ihre morphologische Struktur, ihre ökologischen Rahmenbedingungen und ihre gesellschaftlichen Dynamiken ausgeprägten Transformationsprozessen. Einflussfaktoren wie Klimawandel, Ressourcenübernutzung, Bevölkerungswachstum und Urbanisierung werden zu tiefgreifenden Veränderungen sozialökologischer und sozioökonomischer Strukturen führen und künftige Generationen in Bezug auf ein nachhaltiges Management der Küstenökosystemleistungen vor große Herausforderungen stellen. Die veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen wie z. B. das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen SRÜ, aber auch die Folgen der Dekolonisation in den letzten Jahrzehnten stellen tropische Küstenländer vor immer neue Aufgaben.

Das ZMT thematisiert diese Spannungsfelder in seiner Arbeit, um eine wissenschaftliche Grundlage für den Schutz und die nachhaltige Nutzung tropischer Küstenökosysteme durch Forschung, Kompetenzentwicklung und Beratungsleistungen in enger Zusammenarbeit mit internationalen Partnern in den Tropen zu schaffen. Dies spiegelt sich im Aufbau unserer Projekte wider, dessen Grundlage in den Anfangsjahren des Instituts mit den "Bremer Kriterien" festgelegt wurde.

Um den durch verschiedene Einflussfaktoren verursachten Herausforderungen zu begegnen, ist eine ganzheitliche Betrachtung erforderlich, mit der die sozial-ökologischen Systeme in ihrer Komplexität erfasst werden. Inter- und transdisziplinäre Ansätze zur Entwicklung von Handlungsoptionen haben sich auf verschiedenen Ebenen – sowohl lokal, national als auch regional und global – bewährt. Um diese integrative Sichtweise bemüht sich das ZMT in seinem wissenschaftlichen Programm, indem es seine disziplinär vielseitigen Forscherteams mit der notwendigen Expertise ausstattet und geeignete Rahmenbedingungen für die inter- und transdisziplinäre Forschung in und mit tropischen Partnerländern schafft.

Das ZMT befasst sich mit dringenden Schlüsselfragen in vier wissenschaftlichen und einem unterstützenden Programmbereichen (PB):


Programmbereich 1: Nutzung und Schutz aquatischer Ressourcen
Programmbereich 2: Auswirkungen globaler Veränderungen und sozial-ökologische Reaktionen
Programmbereich 3: Küstenentwicklung und Dynamik des Hinterlandes
Programmbereich 4: Wissenssysteme und Ökosystem-Design
Programmbereich 5: Strategisches Management und Entwicklung

 

Grafik Programmbereiche DEU

 

Zusammenspiel zwischen den wissenschaftlichen Abteilungen und den Programmbereichen

Die wissenschaftlichen Programmbereiche ermöglichen eine multi-perspektivische Sicht auf drängende Fragen, zu deren Beantwortung ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich ist. Dieser wird durch den Dialog zwischen den Disziplinen gewährleistet, die im ZMT in den vier wissenschaftlichen Abteilungen vertreten sind: Ökologie, Biogeochemie und Geologie, Sozialwissenschaften sowie Theoretische Ökologie und Modellierung. Die Abteilungen sind so aufgestellt und werden kontinuierlich weiterentwickelt, dass sie die Grundlagen der Forschung in den vier wissenschaftlichen Programmbereichen in modernen, methodischen, konzeptionellen und empirischen Diskursen innerhalb, zwischen und über die Grenzen der verschiedenen Disziplinen hinaus gewährleisten können. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Implementierung einer gemeinsamen und interdisziplinären Sprache gelegt sowie auf Forschungsprojekte, Modelle und Rahmenbedingungen, die die Integration unserer unterschiedlichen Disziplinen fördern. Mit allen Aktivitäten und Projekten wird ein Beitrag zur empirisch fundierten Erarbeitung von Antworten und möglichen Lösungen zur Bewältigung aktueller und zukünftiger Herausforderungen geleistet.


Entwicklungsprozess der fünf Programmbereiche
Mit den wissenschaftlichen Programmbereichen wird das Forschungsprofil gezielt mit Blick auf konkrete Problemfelder geschärft, die für tropische Küsten aktuell relevant sind. Die Neudefinition der Forschungsstrategie wurde 2017 durch die Schaffung der Forschungsschwerpunkte eingeleitet, in denen die besonderen Herausforderungen Berücksichtigung finden. Diese Schwerpunktgebiete wurden in den folgenden Jahren konkretisiert und führten durch einen fokussierten und zielgerichteten, kontinuierlichen Strategieprozess – mit Klausuren, Mini-Klausuren und Workshops der wissenschaftlichen Arbeitsgruppen- und Abteilungsleiter – zur Formulierung der vier neuen Programmbereiche und einem unterstützenden Programmbereich.