Im Rahmen von CORALASTIC wurde erstmals eine kostengünstige Methode entwickelt, um im Labor das Polypenverhalten als Reaktion auf mikroskopische Ablagerungen zu erfassen | Foto: Sonia Bejarano, ZMT

Forschungsziele

Während Plastikmüll im Ozean allgegenwärtig ist, steckt unser Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Korallen und Mikroplastik (MP) noch in den Kinderschuhen. CORALASTIC ist das erste Projekt, das dokumentiert, wie Polypen auf MP reagieren. In Laborexperimenten charakterisierten bei zwei verzweigten Spezies (a) das typische Verhalten von Polypen, das diese bei naturgetreuen Konzentrationen von Fasern und unregelmäßigem Polyethylenterephthalat MP aufwiesen, b) bestimmten, ob sich diese Reaktionen mit der Form des MP änderte und (c) ob MP die Nahrungsaufnahme- und Sedimentabwurffunktionen der Korallen beeinträchtige.

Wichtigste Ergebnisse

MP verursachte keinen sichtbaren Verhaltensstress bei den untersuchten Korallen. Obwohl die Mehrzahl der Polypen gegenüber dem Kontakt mit MP keine Reaktion zeigten, inspizierten einige das MP mindestens eine Stunde lang aktiv, und nur ein Polyp nahm das MP einmal auf. Unregelmäßige MP-Verbindungen wurden im Allgemeinen effizient durch den Wasserdurchfluss in weniger als 12 Stunden abgeworfen. Die Fasern hingegen verfingen sich und bildeten Klumpen, die weniger effizient abgewiesen wurden. Bei der Verabreichung von MP- und Naturnahrung konsumierten Korallen doppelt so viel MP wie bei der Exposition gegenüber MP allein, was auf einen möglichen Einfluss von MP auf die Nahrungsfunktion der Korallen hinweist. Wichtig ist, dass die Präsenz von MP in den Riffsedimenten die Fähigkeit der Korallen nicht beeinträchtigte, diese Sedimente abzustoßen.

Im Rahmen von CORALASTIC wurde erstmals eine kostengünstige Methode entwickelt, um im Labor das Polypenverhalten als Reaktion auf mikroskopische Ablagerungen zu erfassen. Mit unseren Ergebnissen tragen wir zur derzeitigen Debatte bei, ob MP eine ernsthafte Bedrohung für marine Biota darstellen oder ihr Einfluss überbewertet ist.

Fest steht, dass MP mehrere Stunden lang mit dem Korallengewebe in Kontakt bleiben. Eine Schädigung des Korallengewebes ist wahrscheinlich höher, wenn Korallen in geringem Wasserfluss leben und MP ausgesetzt sind, die chemische Schadstoffe adsorbiert haben.

 

Projektpartner

Prof. Dr. Tilmann Harder, Universität Bremen