11.10.2023 | Nachdem sie tags zuvor mit dem prestigereichen 18. Bremer Solidaritätspreis ausgezeichnet wurde, besuchte die ugandische Aktivistin Hamira Kobusingye das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT). Sie folgte damit einer Einladung von ZMT-Direktor Raimund Bleischwitz, der während der Preisverleihung im Bremer Rathaus die Laudatio auf die Klimaaktivistin hielt.

Hamira Kobusingye setzt sich die in ihrer Heimat und auf internationaler Ebene für Klimagerechtigkeit, aber auch für Frauenrechte und Gesundheitsthemen ein. Sie fordert von den Industrienationen, endlich die Verantwortung als Hauptverursacher des Klimawandels zu übernehmen und steht damit für viele Menschen im Globalen Süden, die nicht mehr bereit sind, den Entwicklungen in ihren Ländern tatenlos zuzusehen und sich auch zunehmend international vernetzen.

Hamira Kobusingye und ihre Mutter Amina verbrachten einen Vormittag am ZMT. Dabei informierte sich die 27-Jährige über die Arbeit des Instituts und lernte einen Teil der Beschäftigten während des sogenannten „Palavers“ kennen, einer wöchentlichen Zusammenkunft der ZMTler:innen, um sich über aktuelle Forschungsarbeiten, Publikationen oder Expeditionen auszutauschen, neue Kolleg:innen und Gäste am Institut vorzustellen oder Informationen über Veranstaltungen und Interna aus den verschiedenen Gremien zu erhalten.

 

Während des Palavers berichtete Hamira von sich und ihrer Arbeit für Klimagerechtigkeit und Frauenrechte, erzählte von der frühen Motivation, sich für Frauen und Kinder mit HIV-Infektionen einzusetzen und beschrieb den Weg, der sie zu ihrem nationalen und internationalen Engagement für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit führte. Dabei betonte Hamira Kobusingye erneut die Wichtigkeit, Politik und Unternehmen in ihre Verantwortung für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit zu nehmen.

Anlässlich des Besuchs hatten die Vertreterinnen der Promovierenden am ZMT – Bhakti Shah, Lol Dahlet und Mondane Fouqueray – ein Gespräch mit Doktorand:innen und jungen Forschenden am ZMT organisiert. In der Diskussion ging es um Themen wie Klimafinanzierung, Climate Justice Loss and Damage aber auch um konkrete Herausforderungen für Hamira Kobusingye als Aktivistin und den Vor- und Nachteilen einer akademischen Laufbahn.

In den nächsten Tagen wird Hamira Kobusingye nach Bremerhaven, Berlin und Brüssel reisen, um sich dort mit Politikvertrter:Innen und NGOs zu treffen.

Über Hamira Kobusingye

Die Preisträgerin des 18. Bremer Solidaritätspreises, Hamira Kobusingye stammt aus Kampala, der Hauptstadt Ugandas. Schon früh kam sie durch die Arbeit ihrer Mutter mit den Themen Gesundheit und soziale Gerechtigkeit in Berührung. Später engagierte sie sich selbst in einem Projekt, in dem sich Frauen durch Gemüseproduktion und -verkauf eine Lebensgrundlage schaffen sollten. Extremwetterereignisse und Trockenheit gefährdeten regelmäßig den Erfolg ihrer Arbeit, so dass die beteiligten Frauen ihre finanzielle Situation trotz großem persönlichen Einsatz nicht verbessern konnten.

Hamira Kobusingye setzt sich in ihrer Arbeit mit dem Klimawandel auseinander. Besonders die gesundheitlichen und ökologischen Folgen großflächiger Kontamination im Nigerdelta bewegten sie dazu, gegen Ölvorhaben im eigenen Land und dem damit verbundenen Bau der East African Crude Oil Pipeline zu protestieren. Sie versucht den vom Bau der Pipeline betroffenen Menschen eine Stimme zu geben. Inspiriert von den Aktionen von Vanessa Nakate, Trägerin des Helmut-Schmidt-Zukunftspreises 2022, schloss sie sich den wöchentlichen Protesten der "Fridays for Future" Bewegung in Kampala an und wurde eine treibende Kraft hinter dem "Rise Up Movement", welches besonders junge afrikanische Klima- und Umweltaktivisten vernetzt.

Auch auf internationaler Ebene ist Hamira Kobusingye aktiv. 2022 reiste sie mit anderen Klimaaktivist:innen aus Uganda im Rahmen ihrer sogenannten "Klimamobilisierungstour" durch Europa und forderte unter anderem beim G7-Gipfel in Bayern, dass die Industrienationen als Hauptverursacher des Klimawandels endlich die Verantwortung für ihre Rolle übernehmen und die entsprechenden Mittel und Unterstützungen bereitgestellt werden, um die Auswirkungen des Klimawandels in den Ländern des Globalen Südens zu reduzieren und somit eine Grundlage für eine gerechte und nachhaltige Entwicklung zu schaffen.