Krabbenfischer in der Mangrove bei Braganca, Brasilien | Foto: Martin Zimmer, ZMT

18.11.2020 | Mangrovenwälder ernähren weltweit Millionen von Küstenfischern. Eine neue Studie hebt nicht nur die Bedeutung dieser Ökosysteme für den Lebensunterhalt der Menschen hervor, sondern zeigt auch, wie verbreitet diese Art der Fischerei ist.

Weltweit fischen in über 100 Ländern 38% aller Kleinfischer in Mangrovenwäldern und den angrenzenden Gewässern. Ihre Fischerei bietet ihnen und vielen Millionen anderen Küstenbewohnern, die in Bezug auf Nahrung oder Arbeit auf Mangroven angewiesen sind, eine entscheidende Ernährungssicherheit. Dazu zählen auch einige der am stärksten gefährdeten Küstengemeinschaften.

Ein internationales Team von Mangrovenexperten, darunter auch Prof. Matthias Wolff und Gustavo Castellanos-Galindo, Fischereibiologen am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT), hat ein Modell entwickelt, um die Fischereiintensität in Mangroven zu berechnen. Diese neue Analyse schätzt, dass es 4,1 Millionen Kleinfischer in 109 Ländern und Territorien gibt, die an der Subsistenzfischerei, der handwerklichen Fischerei und der küstennahen kommerziellen Fischerei beteiligt sind.

Die größte Anzahl von Fischern wurde in Indonesien, Indien, Bangladesch, Myanmar und Brasilien gefunden, Länder mit großen Mangrovenwäldern. Der relative Anteil der Küstenfischer, die auf Mangroven angewiesen sind, ist jedoch in einigen anderen Ländern noch höher, insbesondere in West- und Zentralafrika, aber auch entlang der Pazifikküste Ecuadors und Kolumbiens.

Das Modell legt nicht nur nahe, dass viele Fischer Mangroven nutzen, sondern auch, dass einige Mangrovengebiete einer sehr hohen Fischereiintensität ausgesetzt sind. Länder wie Indien, Vietnam und China weisen eine der höchsten Mangroven-Fangintensitäten auf.

Mangroven sind Küsten- und Ästuarwälder am Übergang zwischen Land und Meer. Ihre Funktion als Habitat und Kinderstube von unzähligen Fisch- und Krustentierarten sowie anderer Meerestiere ist für die Küstenbewohner von enormem Wert. Mangrovenwälder sind jedoch durch die Umwandlung in Aquakulturteiche sowie durch städtische und landwirtschaftliche Nutzung massiven Verlusten ausgesetzt.

Die Kosten ihrer Verluste in Bezug auf den Lebensunterhalt und die Ernährungssicherheit für viele der am stärksten gefährdeten Küstengesellschaften wurden bisher nie richtig berechnet. Die neue Studie jedoch macht das Risiko deutlich und soll helfen, Regierungen und lokale Gemeinschaften davon zu überzeugen, mehr für den Schutz und für die Wiederherstellung dieser wertvollen Ökosysteme zu tun.

Publikation

Philine S.E. zu Ermgassen, Nibedita Mukherjee, Thomas A. Worthington, Alejandro Acosta, Ana Rosa da Rocha Araujo, Christine M. Beitl, Gustavo A. Castellanos-Galindo, Marília Cunha-Lignon, Farid Dahdouh-Guebas, Karen Diele, Cara L. Parrett, Patrick G. Dwyer, Jonathan R. Gair, Andrew Frederick Johnson, Baraka Kuguru, Aaron Savio Lobo, Neil Loneragan, Kate Longley-Wood, Jocemar Tomasino Mendonça, Jan-Olaf Meynecke, Roland Nathan Mandal, Cosmas Nzaka Munga, Borja G. Reguero, Patrik Rönnbäck, Julia Thorley, Matthias Wolff, Mark Spalding. Fishers who rely on mangroves: Modelling and mapping the global intensity of mangrove-associated fisheries. Estuarine, Coastal and Shelf Science, 2020, 106975, https://doi.org/10.1016/j.ecss.2020.106975.