Fischschwarm in einem Korallenriff vor Indonesien | Foto: Sonia Bejarano, ZMT

25.10.2023 | Die biologische Vielfalt unserer Ozeane nimmt weltweit ab. Dementsprechend gibt es immer mehr Bemühungen, diesen Verlust einzudämmen und die Meeresökosysteme zu erhalten.

Im Dezember 2022 verpflichteten sich rund 200 Regierungen im Rahmen der neuen Globalen Biodiversitätsziele, bis 2030 mindestens 30 Prozent des Planeten zu schützen. Sollte die Initiative erfolgreich sein, wird die geschützte Meeresfläche bis 2030 elfmal so groß sein wie die der Vereinigten Staaten. Dennoch ist unser Wissen über die Auswirkungen von Schutzgebieten und von anderen Arten verwalteter Gebiete auf die biologische Vielfalt bisher begrenzt. In einer neuen Studie unter Leitung der Wildlife Conservation Society (WCS) wurde untersucht, welche Effekte Schutz und Management auf Korallenriffe haben, die sowohl in traditionellen Schutzgebieten als auch in lokal verwalteten Gebieten vorkommen. An der Studie war auch Estradivari beteiligt, eine indonesische Meereswissenschaftlerin am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen.

Formell geschützte Gebiete haben zwar anerkannte Vorteile für die biologische Vielfalt, können aber unzureichend sein, wenn sie nicht mit den Bedürfnissen und Werten der lokalen Gemeinschaften in Einklang stehen. Um einen wirksamen und gerechten langfristigen Schutz auf dem Weg zu den angepeilten 30 Prozent zu erreichen, werden auch Regionen außerhalb der formell geschützten Gebiete in das Schutzportfolio aufgenommen, darunter auch solche mit lokaler Verwaltung durch Küstengemeinschaften.

Die neue Studie wurde von einer vom WCS geleiteten Arbeitsgruppe der Science for Nature and People Partnership (SNAPP) durchgeführt und ist jetzt in der Zeitschrift Conservation Biology veröffentlicht. Die Forscher arbeiteten mit 126 Gemeinden aus sechs Korallenriff-Ländern zusammen und nahmen gemeinsam Daten darüber auf, welche Ergebnisse die Erhaltungsmaßnahmen erzielten. So wurde beispielsweise der Fischbestand in den lokalen Korallenriffen erfasst, die in unterschiedlich bewirtschafteten Gebieten lagen.

Viele Gebiete innerhalb von MPAs und anderen gebietsbezogenen Bewirtschaftungsformen wiesen eine relativ hohe Fischbiomasse auf, und nur einige hatten eine geringe Biomasse. Im Durchschnitt wiesen sowohl formell geschützte Gebiete als auch solche, die von Gemeinschaften außerhalb des formellen staatlichen Schutzes verwaltet werden, eine höhere Fischbiomasse auf als Gebiete ohne jegliche Verwaltung.

"Angesichts einer schnell wachsenden Bevölkerung werden unsere Meeresressourcen weiterhin stark ausgebeutet. Unsere Studie zeigt, dass Gebiete mit Management, sei es in Form von MPAs oder anderen Arten des Managements, vorteilhafter sind für die Erhaltung von Biomasse als unbewirtschaftete Gebiete”, sagt Estradivari. „Um den Erhaltungsnutzen zu maximieren, ist es entscheidend, dass die Manager die Bedingungen verstehen, die für ihre Gebiete am besten funktionieren, und ein Management umsetzen, das dem lokalen Kontext und den Bedürfnissen angemessen ist."

Dies ist eine der detailliertesten Studien, die zeigt, dass verschiedene Arten von bewirtschafteten Gebieten messbare Ergebnisse für die biologische Vielfalt der Korallenriffe und die von ihnen abhängigen menschlichen Gemeinschaften haben können, einschließlich solchen Bereichen, die formell als andere wirksame gebietsbezogene Erhaltungsmaßnahmen (OECM) anerkannt werden könnten.

Die Ergebnisse machen deutlich, dass es nicht reicht, einen erfolgreichen Schutz der Meeresökosysteme an der Anzahl und Größe von Schutzgebieten festzumachen. Nur durch die Messung der tatsächlichen Schutzergebnisse anhand von Indikatoren wie der Anzahl der Fische in dem Gebiet können wir die Auswirkungen unserer Bemühungen um das nachhaltige Management und den Schutz unserer Ozeane auf die biologische Vielfalt wirklich beurteilen.

Publikation

https://conbio.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/cobi.14156