Co-Design für die Ozeandekade: Afrikanisches Mentoring-Programm stärkt die nächste Generation von Meeresschutz Experten
Das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) hat erfolgreich den afrikanischen Abschnitt seines Mentoring-Programms Co-Designing Decade Actions abgeschlossen, das mit Unterstützung der Intergovernmental Oceanographic Commission (IOC; zu deutsch: Zwischenstaatliche Ozeanographische Kommission) der UNESCO durchgeführt wurde. Aufbauend auf der ersten Programmphase, die mit Teilnehmenden aus karibischen Inselstaaten umgesetzt wurde, zielte die Initiative darauf ab, die Kompetenzen im Bereich Co-Design unter Ozeanexpertinnen und -experten in Afrika zu stärken. Co-Design bezeichnet den Prozess der gemeinsamen Entwicklung von Wissen und Lösungen zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft - mit dem Ziel, Forschung sowohl wissenschaftlich fundiert als auch gesellschaftlich relevant zu gestalten.
Durch die Verbindung von Schulung, Mentoring und kollegialem Austausch will das ZMT eine zentrale Lücke in der globalen Kapazitätsentwicklung schließen: Forschende und Praktikerinnen dabei zu unterstützen, aussichtsreiche, gemeinschaftsbasierte Ideen in umsetzbare und potenziell anerkannte Ocean Decade Actions zu überführen. Ocean Decade Actions sind kollaborative, lösungsorientierte Projekte, die im Rahmen der UN-Ozeandekade für Meeresforschung für nachhaltige Entwicklung (2021–2030) offiziell anerkannt sind. Sie tragen zu Ozeangesundheit, Resilienz und Gerechtigkeit bei – und stärken zugleich die internationale Sichtbarkeit regionaler Initiativen und wissenschaftlicher Exzellenz.
Julian Lilkendey (ZMT) koordinierte den zwölfwöchigen Online-Kurs, der wissenschaftliches Training mit praktischen Werkzeugen zur interdisziplinären und gesellschaftsübergreifenden Zusammenarbeit verband - dem Kern des Co-Design-Ansatzes. Gemeinsam mit einem internationalen Team von Coaches führte er die Teilnehmenden durch den gesamten Zyklus der Entwicklung einer Ocean Decade Action.
Prof. Merle Sowman (University of Cape Town) eröffnete die Reihe mit einer Einführung in komplexes Systemdenken und partizipative Küstengovernance und stellte Co-Design als inklusiven Ansatz zur Bewältigung sozial-ökologischer Herausforderungen vor. Dr. Edem Mahu und Dr. Donatus Yaw Atiglo (beide University of Ghana) unterstützten die Teilnehmenden beim Aufbau gemeinsamer Visionen und Wirkungslogiken, während Olusola Adeoye (Nature Cares Resource Centre, Nigeria) und Dr. Nancy Oduor (ZMT) Fähigkeiten in Stakeholder-Einbindung und Projektmanagement stärkten - entscheidend, um vielfältige Partner auf gemeinsame Ziele auszurichten.
Mimi Kalinda, eine der führenden Stimmen Afrikas in den Bereichen Storytelling und strategische Kommunikation, zeigte, wie wissenschaftliche Botschaften klar und kulturell relevant vermittelt werden können. Die Abschlussmodule, geleitet von ZMT Alumnus Prof. Seth Mensah Abobi (University for Development Studies, Ghana) und Dr. Naya Sena (University of Tokyo, Japan), widmeten sich Evaluation und Nachhaltigkeit und halfen den Teilnehmenden, Strategien für langfristige Wirkung und gemeinschaftliche Verantwortung zu entwickeln.
Rund vierzehn Teilnehmende aus Tunesien, Kap Verde, Togo, Kamerun, Nigeria, Ghana und den Seychellen nahmen an den zweiwöchentlich stattfindenden Zoom-Sitzungen teil. Im Verlauf von sechs Modulen entwickelten, vertieften und verfeinerten sie ihre Konzepte zu umsetzungsreifen, regional verankerten Entwürfen, die nun zur Einreichung im Rahmen des Call for Decade Actions No. 10/2025 bereitstehen.
Zu den fortgeschrittensten Projekten, die während des Abschlussworkshops präsentiert wurden, zählen:

Ocean Decade Information Centres - unter der Leitung von Leila Neves (Kap Verde) verkörperte dieses Projekt den transformativen Geist des Programms. Durch die Verbindung von kulturellem Ozeanerbe, Bildung und Jugendförderung wurde eine regionale Blaupause geschaffen, die kulturelle Narrative in die Ozeanbildung integriert. In ihrem Schlusswort bemerkte sie:
„Das Programm hat uns geholfen, einen großen Sprung von der Idee zur Umsetzung zu machen – Ziele zu setzen und zu sagen: Nun ja, man kann diese Meilensteine tatsächlich erreichen.“

Discover Brama Community Hub - geleitet von Edna Kobbinah (Ghana). Was als lokale Aufräuminitiative begann, entwickelte sich zu einem Gemeinschaftszentrum, das Recycling, sanitäre Infrastruktur und Einkommensschaffung miteinander verbindet. Das Konzept umfasst nun eine Plastikrecycling-Station und Einrichtungen zur Gesundheitsvorsorge, um Plastikverschmutzung und Küstenresilienz gleichzeitig anzugehen.

Ocean Waste Upcycling for Internally Displaced People and Coastal Community Empowerment - geleitet von Ewube Egbe (Kamerun). Dieses Projekt befähigt vertriebene Frauen, Meeresabfälle in marktfähige Produkte umzuwandeln, und verknüpft so Existenzsicherung mit Prinzipien der Kreislaufwirtschaft. Durch das Mentoring gewann das Projekt einen klaren Stakeholder-Engagement-Plan und eine Roadmap zur Skalierung.

African Blue Bioeconomy Action Network - entwickelt von Chinomso Onwubiko, Victoria Aghaji Ujunwa und Anthony Akpan (Nigeria). Das Projekt wuchs zu einer kollaborativen Plattform heran, die Universitäten, Unternehmen und NGOs verbindet, um Unternehmertum und Ausbildung im Bereich der Blauen Bioökonomie zu fördern.

Hydrospatial Analytics for Resilient Marine Observation and Navigation through Innovative Science and Engagement (HARMONiSE) - Francesca Adrienne (Seychellen) stellte ein datenbasiertes Konzept vor, das meeresräumliche Analysen nutzt, um Meeresbeobachtung, Navigation und Governance in Inselstaaten zu stärken. Das Projekt, das auf lokalen Partnerschaften und digitalen Co-Design-Werkzeugen aufbaut, zielt darauf ab, Entscheidungsprozesse und Resilienz in kleinen Inselentwicklungsländern zu verbessern. In ihrer Reflexion beschreibt sie das Training als „eine Reise, auf der Strategien geschärft, Zusammenarbeit gestärkt und praktische Herausforderungen im Meeresschutz angegangen wurden.“ Sie fügt hinzu: „Das im Kurs geförderte kritische Denken - insbesondere in Bezug auf Problemdefinition, Evaluation und langfristige Wirkung - steht in engem Einklang mit den Anforderungen wissenschaftlicher Arbeit. Ich bin nun bereit, Grenzen zu überschreiten, Theorie und Praxis zu verbinden und dazu beizutragen, eine Gemeinschaft junger Fachleute aufzubauen, die bereit ist, die Ozeandekade mitzugestalten.” Ihren vollständigen Bericht kann man hier lesen: Snapshot - Co-Design Training Course for Ocean Decade Actions in Africa.

Bridging Waves ~ West Africa - konzipiert von Patrice Délagnon (Togo), entwickelte sich zu einem grenzüberschreitenden Netzwerk, das Meereswissenschaftler, NGOs und Bildungseinrichtungen in Togo, Benin und Ghana miteinander verbindet. Das Projekt umfasst nun Pläne für ein regionales Ozeanbildungsarchiv und Jugendworkshops und dient als Modell für Kooperation im Golf von Guinea.
Die Arbeit der afrikanischen Kohorte zeigte, wie Mentoring, kollegiales Lernen und strukturierte Begleitung den Weg von ersten Ideen zu einreichungsreifen Projektvorschlägen beschleunigen können. Gemeinsam mit der karibischen SIDS-Kohorte von 2024 bildet dieser zweite regionale Zyklus ein Beispiel für die wachsende Rolle des ZMT als Vermittler und Wissensdrehscheibe im Rahmen der UN-Ozeandekade – umgesetzt in Partnerschaft mit der Ocean Teacher Global Academy (OTGA), der African Ocean Decade Task Force, der IOC Sub-Commission for the Caribbean and Adjacent Regions (IOCARIBE) und Our Shared Ocean. Diese Zusammenarbeit stärkt Co-Design als Grundlage für gerechte und inklusive Lösungen für die Ozeane der Zukunft.
