Photo of  mangrove trees of differnt sizes near and in a pond.

11.08.2021 | In einem neuen Forschungsprojekt arbeitet ein Team des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) mit Kolleg:innen der Universität Kaltara und der Universität Borneo Tarakan in Indonesien an ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Aquakulturkonzepten. Das Projekt „KATRINA“ (kurz für „Kalimantan Aquaculture and Integrated Mangrove Rehabilitation“) unter der Leitung des Mangrovenexperten Prof. Dr. Martin Zimmer vom ZMT wird von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Indonesien gefördert.

Indonesien ist einer der Marktführer für Aquakulturprodukte. Das Land produziert im Jahr rund 900.000 Tonnen an Krebstieren (Stand 2018) und nimmt damit laut Angaben der UN-Welternährungsorganisation FAO den zweiten Platz weltweit nach China ein. Doch wie lange können die Kapazitäten und das dafür notwendige Wachstum noch auf diesem Niveau gehalten werden?

In vielen Regionen Indonesiens sind in den vergangenen Jahren die Erträge aus Fischerei und Aquakultur bereits zurückgegangen. Einheimische fürchten um ihren Lebensunterhalt. Gleichzeitig werden Mangrovenwälder vielerorts abgeholzt, um Platz für neue Aquakulturteiche zu schaffen, die wiederum oft nur wenige Jahre genutzt werden können. So müssen für weitere Teiche immer wieder neue Flächen gerodet werden.

Wie destruktiv diese Spirale ist, hat auch die indonesische Regierung erkannt und fördert seit mehr als zehn Jahren die Wiederaufforstung von Mangroven in Aquakulturanlagen. Aquakulturfarmen erhalten Unterstützung, um Mangroven in und um ihre Teiche herum anzupflanzen und in die Aquakultur zu integrieren. Obwohl die Wiederaufforstung die nutzbare Fläche der Aquakulturteiche reduziert, profitieren die Farmen von den Mangroven. Denn die Bäume filtern Nähr- und Schadstoff aus dem Wasser und bieten Schutz und Nahrung für Fische und Krebstiere.

Die Studie des ZMT zu den Möglichkeiten, Aquakultur durch Mangrovenaufforstung ökologisch und ökonomisch nachhaltiger zu gestalten, wird bis Ende 2022 gefördert. Forschende des Bremer Instituts arbeiten mit Wissenschaftler:innen und  Aquakulturfarmen im indonesischen Nordkalimantan zusammen, um bestehende Konzepte anzupassen,  das Teichdesign zu entwickeln und die Aquakultur mangrovenfreundlicher zu gestalten.

Gleichzeitig gilt es, die Garnelen- und Krabben-Produktion aus der lokalen Aquakultur langfristig abzusichern und natürliche Vorkommen gegen Überfischung zu schützen. Durch den engen Austausch mit lokaler Fischerei, Aquakulturfarmen und Universitäten können gemeinsam gewonnenes Wissen und optimierte Infrastrukturen auch nach Abschluss des Projekts weiter genutzt werden.

„Insbesondere in den Zeiten der Pandemie, wo Forschung vor Ort für uns nur eingeschränkt möglich ist, sind wir sehr dankbar für die Unterstützung und das Interesse unserer Forschungspartner:innen in Indonesien, dieses Projekt auch unter diesen schwierigen Bedingungen umzusetzen“, erklärt Karl Schrader vom ZMT, der das Projekt wissenschaftlich begleitet. „Langjährige vertrauensvolle Zusammenarbeit ist gerade jetzt eine noch wichtigere Basis für internationale Forschung.“

Zur Sache: Über die Aquakultur in Indonesien

Die "Giganten" der in Indonesien am häufigsten kultivierten Garnelenart Penaeus monodon (Engl.: giant tiger prawn) können über 30 Zentimeter groß werden und ein Gewicht von mehr als 125 Gramm erreichen. In Südostasien, aber auch in Europa, gelten sie als Delikatesse und werden von Indonesien in großen Mengen exportiert. Die Tiger-Shrimps werden entweder in den Mangroven der Flussdeltas und an den Küsten gefischt oder in Aquakultur gezüchtet.

Die ebenfalls kommerziell genutzte Mangrovenkrabbe Scylla serrata verbringt einen Großteil ihres komplexen Lebenszyklus in Mangrovenökosystemen. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der lokalen Kleinfischerei und wird zunehmend auf nationalen und internationalen Märkten verkauft. Da es bisher noch nicht gelungen ist, diese Krabben in großen Mengen zu reproduzieren, werden junge Tiere  für die Aufzucht in Aquakultur aus den Wildbeständen entnommen. Diesem Druck können die natürlichen Bestände nicht mehr standhalten – sie sind an vielen Orten bereits merklich zurückgegangen. Für den langfristigen Schutz der betroffenen Krabbenpopulationen arbeitet die Universität Borneo Tarakan auch an der Nachzucht von Mangrovenkrabben. In Zusammenarbeit mit dem ZMT sollen nun Bestandsaufnahmen und Modellierungen des Fischereieinflusses helfen, die Lage der freilebenden Bestände besser zu beurteilen.