6.2.17 | Sozioökonomische Einflüsse sowie die Folgen des Klimawandels auf tropische Fischerei stehen im Mittelpunkt eines dreitägigen Workshops, der vom 7. bis 9. Februar am ZMT stattfindet. Internationale Experten, Forscherinnen und Forscher aus deutschen Partnerinstituten sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des ZMT nehmen an der Veranstaltung teil.

„Wir wollen uns dabei einerseits auf die Methoden fokussieren, mit denen wir die größten Probleme der tropischen Fischerei heutzutage angehen, und andererseits Ansätze diskutieren, um nachhaltige Fischerei mit den Erfordernissen für den Schutz der Ökosysteme in Einklang zu bringen“, sagt Workshop-Organisator Prof. Matthias Wolff.

Der Workshop dient dem Wissensaustausch aus den Kernbereichen der ZMT-Forschung in Afrika, Asien und Lateinamerika. So werden Wissenschaftler der Arbeitsgruppe Ressourcenmanagement am ZMT ihre Forschung in West- und Ostafrika und dem pazifischen Lateinamerika präsentieren. Internationale Experten geben Einblicke in den derzeitigen Stand des ausgewogenen Ernteansatzes (Kolding, Norway) oder zeigen, wie Klimawandel sich auf das Management der Shrimp-Fischerei in Kalifornien auswirkt (Arreguin-Sanchez, Mexico). Weitere Beiträge befassen sich mit den Folgen der Ansiedlung des Nilbarsches im Viktoriasee (van Zwieten, Netherlands) oder den Erfahrungen mit „Locally Managed Marine Areas – LMMA’s“ (Govan, Fidji).

Hintergrund:
Tropische Fischerei spielt eine essentielle Rolle für den Lebensunterhalt und die Ernährung von Millionen von Menschen. Rund die Hälfte aller Erträge aus der Fischerei stammt aus tropischen Gewässern. Die weltweite Fischnachfrage wird sich in der nahen Zukunft noch dramatisch erhöhen und Ressourcen aus den Tropen werden dabei an Bedeutung gewinnen. Die steigende Nachfrage erhöht die Preise. Vermehrt landen Fische, die in den Tropen gefangen werden, auf den Tischen der Länder des globalen Nordens, was den Zugang der lokalen Bevölkerung in den Tropen zu frischem Fisch erschweren kann.
Tropische Fischerei läuft Gefahr, von den großen Firmen auf dem globalen Markt reguliert zu werden und viele der Küstenregionen können so zu privat verwalteten Gebieten werden. Fischer vor Ort werden von weit entfernten Fischereibetrieben an den Rand ihrer Existenz gedrängt. Zugleich führen größere Meeresschutzgebiete zu einer Reduzierung der Bereiche an tropischen Küsten, an denen das Fischen weiterhin möglich ist, was wiederum den Lebensunterhalt der Fischer maßgeblich beeinflusst.

Fischereimanagement in tropischen Gewässern basiert immer noch auf Konzepten und Paradigmen, die für temperierte Gewässer Gültigkeit haben. Allerdings erschwert die Art und Weise der tropischen Fischerei, die viele Fischarten und viele verschiedene Methoden umfasst, ein solides Fischereimanagement. Top-Down-Methoden wie die Größe der Netzmaschen, Verbot bestimmter Gerätschaften oder auch Schließung bestimmter Gebiete für den Fischfang sind oftmals nicht angemessen, um die Fischpopulationen, aber auch den Lebensunterhalt der Fischer und ihrer Familien zu erhalten. Bestmögliche Strategien für die Fischerei müssen vor Ort entwickelt werden und dabei den kulturellen, ökologischen und sozioökonomischen Kontext der lokalen Fischerei mit einbeziehen. Ressourcennutzer und Wissenschaftler sollten gemeinsam Management-Pläne ausarbeiten.