Dr. Rima Beeoo wird in ihrer Forschung die Nahrungsbestandteile von Quallenarten untersuchen, die derzeit am ZMT kultiviert werden | Foto: Privat

14.02.2022 | Die Meeresbiologin Dr. Rima Beesoo von der Insel Mauritius erhielt kürzlich das renommierte Postdoc-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung, um in Deutschland zu forschen. Im April wird sie mit ihrer Arbeit am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) und dem Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg beginnen. Dabei wird sie die bioaktiven Eigenschaften ausgewählter Quallenarten und deren mögliche Anwendung als neuartige Nutrazeutika untersuchen. Die Studie wird in Zusammenarbeit mit Dr. Andreas Kunzmann (ZMT) und Professor Peter Schupp (ICBM) durchgeführt.

Ozeane bedecken 70 % der Erdoberfläche und stellen mit ihrer Tier- und Pflanzenwelt eine noch weitestgehend unerschlossene Quelle strukturell einzigartiger biochemischer Verbindungen dar, von denen bereits einige als neuartige Therapeutika in die globale pharmazeutische Industrie gelangt sind. Unter den Meeresorganismen stellen Quallen eine Goldgrube an bioaktiven Verbindungen dar. Insbesondere ist bekannt, dass sie reich an Proteinen/Peptiden und Polyphenolen sind, die zur endogenen antioxidativen Kapazität von Lebensmitteln beitragen können. Einige essbare Arten werden auch wegen ihrer ernährungsphysiologischen Zusammensetzung geschätzt, die eine kalorienarme, sowie kohlenhydrat-, fett- und cholesterinarme Aufnahme gewährleistet.

Fokus auf Quallen als gesunde Nahrungsquelle

Quallen sind in der chinesischen Küche, der traditionellen chinesischen Medizin und der Ernährungstherapie als gesundes und Lebensmittel weithin bekannt, das auch köstlich zubereitet werden kann. Ihre gesundheitlichen Auswirkungen sind jedoch durch moderne quantitative Forschung noch nicht ausreichend untersucht worden.

Mit zunehmenden wissenschaftlichen Erkenntnissen über Quallen als gesunde Nahrungsquelle ist eine verstärkte Verwendung der Nesseltiere als Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel und Nutrazeutikum absehbar. Aufgrund des wachsenden Bewusstseins für die gesundheitlichen Vorteile, die mit dem Verzehr funktioneller Lebensmittel verbunden sind, zielen erfolgreiche Technologieinnovationen in der Lebensmittelverarbeitung darauf ab, die gesunden Eigenschaften von Lebensmitteln zu erhalten. Diese steigende Nachfrage nach Quallen und anderen neuen marinen Lebensmitteln könnte sich positiv auf die Wirtschaft in den Küstenregionen auswirken.

Die afrikanische Wissenschaftlerin wird in ihrer Forschung die Nahrungsbestandteile von Quallenarten untersuchen, die derzeit am ZMT kultiviert werden, mit besonderem Augenmerk auf Veränderungen in der Chemie ihrer natürlichen Produkte, die durch verschiedene Wachstumsbedingungen (z.B. unterschiedliche Temperatur und Lichtintensität) hervorgerufen werden. Am ICBM wird Beesoo auch die antioxidativen, entzündungshemmenden und antimikrobiellen Eigenschaften der aus Quallen gewonnenen Extrakte bzw. Verbindungen untersuchen.

„Insgesamt wird dieses Projekt, wenn es erfolgreich ist, ein neues und fruchtbares Forschungsgebiet eröffnen, um die Suche nach neuen bioaktiven Wirkstoffen aus Quallen fortzusetzen. Außerdem wird es grundlegende wissenschaftliche Informationen über die besten und innovativsten Verfahren zur nachhaltigen Erforschung der Quallenbiomasse für pharmazeutische Anwendungen liefern“, sagt Dr. Rima Beesoo.

Rima Beesoo promovierte auf dem Gebiet der angewandten Meeresbiochemie an der Universität von Mauritius. Sie arbeitete als Postdoktorandin am Institut Français de Recherche pour l'Exploitation de la Mer (IFREMER) in der Bretagne, Frankreich, und an der Universität Münster in Deutschland. Während ihrer Doktorarbeit forschte sie in Schottland, Großbritannien und Südafrika. 2017 wurde Beesoo von der Merck-Stiftung als eine der besten mauritischen Wissenschaftlerinnen ausgewählt, und wurde 2018 mit dem UNESCO L'Oréal Award for Women in Science for Sub-Saharan Africa ausgezeichnet. Kürzlich erhielt sie Unterstützung durch das African-German Network of Excellence in Science Programme (AGNES) und das Georg Forster-Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung.