Gelbe Gorgonien bilden einen marinen Tierwald (Foto: Lorenzo Bramanti)

04.07.2022 | Vom 7. bis 9. Juli 2022 treffen sich Wissenschaftler aus 17 Ländern am ZMT, um über marine Tierwälder, das größte Biom des Planeten Erde, zu sprechen. Wichtige Hotspots der marinen Biodiversität befinden sich in und um ausgedehnte dreidimensionale Gemeinschaften, die als marine Tierwälder (MAFs) bekannt sind. MAFs sind biologische Gemeinschaften, die sich hauptsächlich aus schwebenden Tieren wie Schwämmen, Gorgonien, Steinkorallen, Moostierchen, Muscheln usw. zusammensetzen, die wie Bäume oder Sträucher an Land ein Blätterdach bilden und so üppige Meereswälder schaffen. Um die MAFs in den Weltmeeren zu erforschen, zu erhalten und zu regenerieren, hat die Europäische Union das Projekt MAF-World genehmigt, das von Professor Sergio Rossi von der Università del Salento (Lecce, Italien) geleitet wird. Die Veranstaltung am ZMT ist Teil des COST-Netzwerks, das 2020 genehmigt wurde (CA 20102) und kürzlich in der Zeitschrift Science vorgestellt wurde.

Während der dreitägigen Veranstaltung am ZMT werden 28 Wissenschaftler aus Italien, Spanien, Deutschland, Irland, Malta, Portugal, Brasilien, Israel, dem Vereinigten Königreich, der Türkei, Norwegen, Zypern, Polen, Kroatien, Island, Griechenland und Frankreich über die Ziele des Netzwerks bis 2024 diskutieren, z. B. über Sommerschulen, wissenschaftliche Artikel sowie über die Möglichkeit neuer Projekte und Finanzierungen. Vom ZMT organisieren die Forscher Professor Marcelo Soares und Dr. Sonia Bejarano von der Arbeitsgruppe Riffsysteme das Treffen gemeinsam mit dem Direktorium des ZMT. "Ich freue mich über die Veranstaltung am ZMT in Bremen, das ein wichtiger und zukunftsweisender Ort für die Diskussion neuer Themen und Innovationsaspekte ist, wie z.B. die Rolle der marinen Tierwälder für die blaue Wirtschaft und den blauen Kohlenstoff", sagt Professor Rossi, der Leiter der COST-Aktion.

Da die Aichi-Ziele für die biologische Vielfalt bis 2020 nicht erreicht werden können, sind internationale Netzwerke erforderlich, die eine Zusammenarbeit mit besonderem Augenmerk auf Meeresökosystemen wie den MAF ermöglichen. Diese Unterwasserwälder erbringen Ökosystemleistungen (z. B. Kohlenstoffbindung), die für Hunderte von Millionen Menschen weltweit lebenswichtig sind. Im Rahmen der UN-Ozeandekade zielt die COST-Aktion darauf ab, die Grundlage für das Verständnis und die Erhaltung der Ökosystemleistungen der MAFs auf der ganzen Welt zu schaffen. Diese Ökosystemleistungen sind einem zunehmenden Druck durch den Menschen ausgesetzt und benötigen ein klares, einheitliches Bild, das den Interessengruppen und der Öffentlichkeit vermittelt werden kann.

Die Entwicklung eines gemeinsamen Protokolls und das Erreichen eines Konsenses über die am besten geeigneten Instrumente zur Untersuchung und zum Verständnis der Rolle der Tierwälder werden letztendlich Informationen für Management-, Wiederherstellungs- und Erhaltungsinitiativen liefern. Ziel des Netzwerks ist es, eine integrative Vision zu entwickeln, die die Forschung vorantreibt und die künftige Politik in Bezug auf übergreifende, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Fragen im Zusammenhang mit der fragmentierten Verwaltung dieser benthischen Ökosysteme in Küsten- und offenen Meeresgewässern lenkt. Dabei soll eine sektorübergreifende Plattform für Partner aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft geschaffen werden, die auch Raum für einen transdisziplinären Dialog bietet. Wir werden auch die Protokolle für die Wiederherstellung der MAFs der Welt mit naturbasierten Lösungen vereinheitlichen, um dem Klimawandel, Naturkatastrophen und der Nahrungsmittelversorgung zu begegnen.

Weitere Informationen: https://maf-world.eu/