All-Atlantic Youth Ambassador Natalie Prinz (ehemalige Master-Studentin am ZMT) vor der Europäischen Kommission in Brüssel | Foto: N. Dittert, ZMT

11.02.2020 | ZMT-Kolleginnen uund Kollegen nahmen kürzlich im Rahmen des Projekts AANChOR (All AtlaNtic Cooperation for Ocean Research and Innovation) am All-Atlantic Ocean Research Forum in Brüssel teil, um erste Ergebnisse zu besprechen, sowie Ideen für zukünftige Aktivitäten zu entwickeln und auf dem Forum zu präsentieren. Dort diskutierten führende Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft, Forschende und Repräsentanten der Industrie lebhaft über die wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit dem Atlantischen Ozean.

AANChOR ist ein von der Europäischen Kommission finanziertes Projekt zur Bündelung von Initiativen in der Meeresforschung im Tropen- und Südatlantik. Es wurden fünf Arbeitspakete geschaffen, um den aktuellen Stand der von der EU und den Mitgliedstaaten finanzierten Projekte zur Verbesserung der transatlantischen Zusammenarbeit in den Bereichen Kapazitätsentwicklung, Datenaustausch und Infrastruktur zu erörtern. Zwei der Arbeitspakete werden von ZMT-Kollegen geleitet.

Eine bedeutende Initiative wurde im August 2019 mit der Gründung der Gruppe der „All-Atlantic Youth Ambassadors“ gestartet. Dreiundzwanzig enthusiastische Jugendliche aus Ländern rund um den Atlantischen Ozean bereiten Kampagnen vor, um für ein besseres Leben mit dem Atlantik zu werben. Der Stand ihrer Projekte wurde der EU-Kommission während der ersten Sitzung am Freitag (7. Februar) vorgestellt. Im Publikum saß auch Mariya Gabriel, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend, sowie verschiedene politische Vertreterinnen und Vertreter der Atlantik-Anrainerstaaten.

Natalie Prinz, ehemalige Master-Studentin des ZMT, präsentierte als eine der anwesenden All-Atlantic Youth Ambassadors einen Teil der Kampagne und hielt einen Vortrag über das Projekt „An Atlantic Ocean Connected to Our Citizens“. Die All-Atlantic Youth Ambassadors möchten eine Zertifizierung ins Leben rufen, welche umweltfreundliche Tourismusgemeinschaften rund um den Atlantik akkreditiert, um so einen nachhaltigen Tourismus zu fördern. Auf die Präsentationen folgte eine Podiumsdiskussion zwischen Pascal Lamy (Vorsitzender der Horizon Europe Mission Healthy Oceans, Seas, Coastal and Inland Waters), James Honeyborne (Konzeptionator Blue Planet II, BBC Documentary), Martin Visbeck (GEOMAR, Deutschland) und Abdoulaye Diagana (Sekretariat der Abidjan-Konvention, Umweltprogramm der Vereinten Nationen, Elfenbeinküste).

Nach ihrer Präsentation meinte Natalie Prinz: „Es war eine große Ehre für mich, vor der Europäischen Kommission zu sprechen. Ich hoffe sehr, dass die Vorschläge der All-Atlantic Youth Ambassadors Eindruck hinterlassen haben – wie etwa den Austausch wissenschaftlicher Erkenntnissen zu fördern, die Menschen (wieder) mit dem Ozean in Verbindung bringen und den menschlichen Einfluss auf Meere und Ozeane noch mehr in den Fokus zu rücken. Schließlich sind wir die Generation, die sich mit zunehmenden Umweltproblemen auseinandersetzen muss, die unsere Ozeane betreffen. Dinge müssen jetzt in Bewegung gesetzt werden, um Lösungen für diese Probleme zu finden.“

Während des All-Atlantic Ocean Research Forums entwickelten die Teilnehmenden Pläne zur weiteren Umsetzung der Erklärungen von Galway und Belém und definierten eine Idee, wie die atlantische Gemeinschaft ihre internationale Zusammenarbeit stärken könnte, um die Chancen zu nutzen und die gemeinsamen Herausforderungen zu bewältigen, denen sich der Atlantische Ozean und die von ihm abhängigen Gemeinschaften gegenübersehen. Einer der Schwerpunkte lag auf den prognostizierten Veränderungen des Atlantischen Ozeans und seiner Ökosysteme, wie sie im IPCC-Sonderbericht über Ozeane und Kryosphäre und im letzten Report des Weltbiodiversitätsrates IPBES dargelegt sind, und auf Lösungen, die Forschung und Innovation unseren Gesellschaften bieten können.

Dr. Werner Ekau vom ZMT, Leiter des Arbeitspakets Capacity Development für das AANChOR-Projekt, fasste dies so zusammen: „Dieses Forum, das nach Salvador inBrasilien im Jahr 2018 zum zweiten Mal stattfand, kann zu einem wichtigen Event für Diskussionen auf hoher Ebene und Verbindungen zwischen allen Sektoren werden, die ein Interesse an marinen und maritimen Fragen haben. Eine tiefgehende Debatte zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Industrie ist notwendig, um nachhaltige Lösungen für die Probleme zu finden, unter denen der Ozean leidet: Temperaturanstieg und damit verbundene Folgen wie Sauerstoffmangel, Fischwanderung und Versauerung, aber auch Verschmutzung, Raubbau an den Ressourcen und Zerstörung oder Umwandlung von Lebensräumen. Nur eine konzertierte Anstrengung kann positive Ergebnisse für die Zukunft bringen. Und die Einbeziehung und das Engagement junger Menschen in diese Diskussion ist richtungsweisend für die kommenden Jahre, besonders wenn man an die UN-Dekade der Ozeane denkt, die 2021 mit einer Weltkonferenz in Berlin beginnt.“

„Das zweitägige Forum gab den verschiedenen Interessengruppen aus ganz Europa und den Atlantikstaaten die Gelegenheit, die Agenda voranzutreiben, um – neben vielen anderen Aspekten ­– die infrastrukturellen Herausforderungen anzugehen, mit denen die Länder des Atlantischen Ozeans konfrontiert sind, seien es die Verfügbarkeit von Daten über Umweltverschmutzung, schwindende Ressourcen, abnehmende Artenvielfalt oder die Auswirkungen des globalen Wandels. Besonders beeindruckt hat mich das Engagement unserer wichtigsten Partner Brasilien und Südafrika, und ich hoffe sehr, dass sich andere Nationen anschließen“, erklärte Dr. Nicolas Dittert, kaufmännischer Geschäftsführer des ZMT und Leiter des Arbeitspaketes ‚Common Standards for Information and Data Sharing‘ im Rahmen des AANChOR-Projektes.