Eine Frau steht lächelnd vor einem großen „COP30“-Schriftzug am Eingang der COP30-Klimakonferenz. Sie trägt ein schwarzes Outfit, eine Kappe und ein Konferenz-Badge und hält ein Handy sowie ein Tuch in der Hand. Im Hintergrund ist eine moderne Fassade mit diagonalen Holzlamellen zu sehen, auf der die Logos der Vereinten Nationen zum Klimawandel sowie „COP30 Brasil Amazônia, Belém do Pará, 2025“ abgebildet sind. Über dem Eingang weht eine brasilianische Flagge, und zahlreiche Konferenzbesucher bewegen sich auf dem Platz bei sonnigem, blauem Himmel.
Marion Glaser, Leiterin der ZMT-Arbeitsgruppe Sozial-ökologische Systemanalyse, bei der Weltklimakonferenz in Belém, Brasilien

Impressionen von der COP30: Impulse für systemische Nachhaltigkeit

Mit zwei Beiträgen hat das Leibniz-Lab „Systemische Nachhaltigkeit“, darunter das ZMT, auf der COP30 in Belém die Debatte über globale Transformationen bereichert. Die Veranstaltungen rückten die Frage in den Mittelpunkt, wie sich wissenschaftliche Erkenntnisse, gesellschaftliches Wissen und kreative Ansätze verbinden lassen, um Klima- und Nachhaltigkeitsziele wirkungsvoller zu erreichen.

Kunst, Wissen und Wissenschaft als Treiber für Klimaschutz

Am 11. November diskutierten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft in einem Side Event in der Blue Zone der COP zusammen mit Partnerinstitutionen aus dem Globalen Süden, wie Kunst, indigene Wissensformen und Forschung gemeinsam neue Perspektiven für Klimaschutz und Gesundheit eröffnen können. Die Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen, die International Society for Environmental Epidemiology, das Leibniz-Lab „Systemische Nachhaltigkeit“ und die Jugendinitiative Climate Live hatten zu der Veranstaltung eingeladen.

In mehreren TED-ähnlich gestalteten Impulsen verdeutlichten die Sprecherinnen und Sprecher, wie gemeinschaftsbasierte Aktivitäten im Amazonasgebiet wirken können. Sie zeigten, dass künstlerische Methoden, indigenes Wissen und evidenzbasierte Kommunikation zentrale Beiträge zu Wissenstransfer, Gesundheit, Resilienz, Biodiversität und Ernährungssicherheit leisten. Dieser Ansatz spiegelt das Profil von LL-SYSTAIN wider, das systemische Zusammenhänge zwischen Biodiversität, Klima, Landwirtschaft und Ernährungssystemen in den Mittelpunkt stellt.

Die Diskussion unterstrich zudem die Rolle der Kunst, Gemeinschaften zu mobilisieren, Handlungsfähigkeit zu fördern und gerechtere Teilhabe zu ermöglichen – gerade für vulnerable Gruppen. Besonders bereichernd waren die Beiträge indigener Teilnehmender, die konkrete Erfahrungen zu Klimafolgen, Resilienzstrategien und gemeinschaftsgeleiteten Ansätzen einbrachten und damit die wissenschaftlichen und künstlerischen Perspektiven vertieften.

Dr. Marion Glaser vom Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) zeigte anhand zweier Projekte aus Amazonien und Bangladesch, wie künstlerische Zusammenarbeit lokale Gemeinschaften stärkt und Räume für Austausch und gemeinsames Handeln schafft.

In ihrem Vortrag „Arts-based processes to address sustainability conflicts with greater equity“ erläuterte sie, weshalb kunstbasierte Methoden in der Nachhaltigkeitsforschung noch jung, aber wirkungsvoll sind. Sie könnten Emotionen ansprechen, komplexe Umweltprobleme greifbar machen, dominante Narrative hinterfragen und neue Handlungsräume eröffnen, so die Sozialwissenschaftlerin.

Glaser stellte zwei kreative Praxisinterventionen vor, die in Kooperationsteams unter ihrer Co-Leitung in der brasilianischen Küstenregion am Amazonas und in den besonders herausgeforderten Küstengebieten Bangladeschs realisiert wurden. Die Fallbeispiele zeigten, wie Kunst zum Austausch von Fähigkeiten beiträgt, Wissensströme zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft öffnet, Gemeinschaften stärkt und marginalisierte Gruppen einbindet.

Eines der Projekte verknüpfte die künstlerische Arbeit direkt mit den Realitäten des Amazonasraums rund um Belém. Vor dem Hintergrund der seit drei Jahrzehnten bestehenden Forschungspartnerschaft zwischen ZMT und UFPA knüpfte daran eine mehrtägige Konferenz mit Exkursion an, organisiert gemeinsam mit dem langjährigen ZMT-Partner NAEA der UFPA (s. unten).

Prof. Dr. Markus Huff (Leibniz-Institut für Wissensmedien (IWM) hob die Wichtigkeit einer zielgerichteten Wissenschaftskommunikation, die politische Entscheidungsträger ebenso erreicht wie die breite Öffentlichkeit. Er beleuchtete psychologische Faktoren erfolgreicher Klimakommunikation und betonte die Bedeutung einer Forschung, die gesellschaftlichen Wandel gezielt unterstützt. Ergänzt wurden die Beiträge durch internationale Stimmen aus Politik und Wissenschaft.

COP30: Impressionen der Konferenz zu systemischer Nachhaltigkeit an der UFPA

Parallel zur Weltklimakonferenz brachte eine internationale Fachtagung an der Bundesuniversität Pará vom 13. bis 16. November Forschende, Studierende und Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen.

Die Konferenz wurde von der UFPA, dem Leibniz-Lab „Systemische Nachhaltigkeit“ sowie drei UNESCO-Lehrstühlen veranstaltet

Konzipiert und organsiert wurde die viertägige Veranstaltung von der UFPA, dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) und dem Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB), mit Beiträgen vom Leibniz-Institut für Globale und Regionale Studien (GIGA), dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dem Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) und dem Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR).

und bot ein breites Forum für drängende Nachhaltigkeitsfragen in Landwirtschaft, Biodiversität, Fischerei und Ernährung. Das ZMT und das ATB setzten fachliche Schwerpunkte zu nachhaltigen Ernährungssystemen. Unter dem Motto „Use the Invader“ stellten Forschende vor, wie der invasive Feuerfisch an der Küste Nordbrasiliens als Ressource genutzt werden kann – eine Arbeit, die auf Forschungen von Marion Glaser und Lena Knopp (ZMT) basiert. Das zweite Schwerpunktfeld „From Waste to Value“ präsentierte Kreislaufansätze der Agrar- und Lebensmittelproduktion, vorgestellt von Luma Rossi Ribeiro (ATB).

Weitere Panels befassten sich mit klimaresilienten Agrarsystemen, regionalen Transformationspfaden und der Rolle von Partnerschaften zwischen Wissenschaft, Bildung und lokalen Gemeinschaften im Amazonasgebiet. Den praktischen Abschluss bildete eine Exkursion in die Küstenregion um Bragança, die Einblicke in lokale Forschung, Fischerei und nachhaltige Ressourcennutzung bot.

Beide Veranstaltungen zeigten, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit neue Lösungswege eröffnen kann – von der lokalen Gemeinschaft bis zur globalen Bühne der Klimapolitik.