28.07.2022 | Am Donnerstag, den 28. Juli, verbrachte die Senatorin für Wissenschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen, Dr. Claudia Schilling, einen Vormittag am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung. Bei ihrem Besuch wurde die Senatorin von Dr. Michaela Muylkens (Leiterin Referat 22 – Wissenschaftsplanung und Forschungsförderung im Bremer Wissenschaftsressort) sowie Sara Bergemann (Leiterin des Senatorinnenbüros) begleitet. Die Senatorin und ihre Kolleginnen machten sich vor Ort ein Bild von aktuellen Themen in der  tropischen Küstenforschung und der Entwicklung des Instituts.

Nach einem  herzlichen Empfang durch Prof. Raimund Bleischwitz, wissenschaftlicher Geschäftsführer des ZMT, sahen sich die Gäste zunächst die Meerwasserversuchsanlage MAREE an, wo Leiterin Silvia Hardenberg über die Forschung zu Quallen als Nahrungsquelle oder aktuelle Arbeiten zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Verbreitung von Rifffischen informierte.

Dr. Jonas Geburzi zeigte der Senatorin und ihren Kolleginnen das Mangrovengewächshaus des ZMT, in dem zur Zeit acht verschiedene Mangrovenarten fern ab ihrer Heimat gedeihen, deren Blätter für Fraßversuche mit Krabben und Schnecken genutzt werden. Im sich anschließenden Gespräch ging es insbesondere um die Relevanz von Mangrovenökosystemen für den Klimaschutz, da Mangroven Unmengen an CO2  aufnehmen und als Kohlenstoff in ihrem Sediment speichern. Dieser sogenannte ‘Blue Carbon‘, der von Küsten- und Meeresökosystemen gespeichert wird, spielt eine wichtige Rolle, wenn es um naturbasierte Lösungen für den Klimaschutz geht. Nachhaltigkeitsforscher Raimund Bleischwitz unterstrich dabei in der Diskussion, dass Investitionen in ‘Blue Carbon‘ immer von Forschung begleitet sein müssten, wie sie am ZMT geschieht, um zuverlässige Messverfahren für ökosystemare Leistungen anwenden zu können.

Im Rahmen ihres Besuchs tauschte sich Senatorin Schilling mit Forschenden des ZMT einer Reihe von Projekten aus. So gab Rebecca Lahl einen Einblick in die Zusammenarbeit des Instituts mit Partnern in den Tropen und beschrieb das ZMT als einen „inspirierenden Lernort, an dem Menschen aus aller Welt zusammen forschen, um Lösungen für Meeresschutz und nachhaltige Entwicklung zu finden“.

Dr. Micro Wölfelschneider berichtete vom Forschungsverbund „sea4soCiety“, den das ZMT koordiniert. Als Teil der Forschungsmission „Marine Kohlenstoffspeicher als Weg zur Dekarbonisierung“ der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) bringt der Verbund mehr als 40 Wissenschaftler:innen zusammen.

Einen Eindruck von der wichtigen sozialwissenschaftliche Forschung am ZMT konnten die Gäste bei einem Gespräch mit Abteilungsleiter Prof. Dr. Achim Schlüter gewinnen. Die marinen Sozialwissenschaften und die gesellschaftsnahe Forschung seien ein besonderes Charakteristikum des ZMT, betonte Schlüter. Im Folgenden zeigte er die enge Verknüpfung Bremen mit den Tropen anhand des Tourismussektors auf und stellte Projekte aus diesem Bereich vor. In Indonesien, Tansania, Costa Rica untersucht das ZMT, wie sich ins Meer geleitetes Abwasser aus touristischen Anlagen auf marine Ökosysteme, menschliche Gesundheit und den Tourismus auswirkt, der auf eine intakte Natur angewiesen ist. In Zukunft wollen sich die Sozialwissenschaftler:innen u.a. der Frage widmen, inwieweit das Potential für nachhaltigen Tourismus durch die Corona-Pandemie gewachsen ist und sich die Einstellung der Menschen zum Reisen verändert haben.

Um das Thema ‚Meeresverschmutzung‘ ging es auch bei dem Forschungsprojekt von Dr. Carolin Müller, die untersucht, wie sich die Aufnahme von Mikroplastik auf die frühen Lebensstadien von Fischen auswirkt. In ihren Studien hat sie die Dorade untersucht, ein beliebter Speisefisch, und festgestellt, dass Fische durch die Aufnahme von Mikroplastik nicht nur in ihrem Wachstum, sondern auch in ihrem Hormonhaushalt gestört werden. Obwohl das Problem der Plastikverschmutzung der Meeres und Ozeane schon seit den 1970er Jahren bekannt sei, wisse man immer noch zu wenig darüber, wie sich der Kunststoff auf Fische auswirke, so Müller.

Senatorin Schilling über ihren Besuch am ZMT: „Ich freue mich, heute einen Einblick in die spannende Forschung am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung (ZMT) erhalten zu haben. Mit seiner Arbeit trägt das ZMT maßgeblich zur herausragenden Stellung des Landes Bremens als Wissenschaftsstandort bei. Das ZMT spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Antworten auf dringende Zukunftsfragen in der tropischen Küstenforschung zu finden und ist national und international ein gefragter Kooperationspartner.“

„Wir fühlen uns sehr geehrt, dass durch den Besuch von Frau Senatorin Schilling nicht nur die hervorragende Stellung der Bremer Meeresforschung unterstrichen wurde, sondern insbesondere auch die Arbeiten am ZMT“, fasste Raimund Bleischwitz den Vormittag zusammen. „Am ZMT widmen wir uns in besonderer Weise den tropischen Küstenökosystemen, was in Deutschland sicherlich einzigartig ist. Dabei arbeiten wir nicht nur in der Grundlagenforschung, sondern sind auch sehr engagiert, zukunftsorientierte Lösungen für Probleme zu finden – sei es im Bereich der nachhaltigen Nutzung von Meeresressourcen und Tourismus, im Zusammenhang mit ‚Blue Economy‘ und ‚Blue Carbon‘ oder beim Klima- und Meeresschutzes.“