Drei Frauen stehen dicht beieinander und betrachten eine große, hell beleuchtete Weltkarte, die vertikal auf einem Bildschirm angezeigt wird. Zwei der Frauen zeigen aktiv auf eine Region auf der Karte und scheinen sich zu unterhalten oder etwas zu lernen. Die Karte ist mit beschrifteten Koordinaten entlang der Ober- und Seitenränder gerastert.
M Mia-Sophie Specht (MPI-M), Parima Hajializadeh (ZMT) und Abbie Allela (NAM Fellow, Kenia)

24.10.2025 | Im September organisierte und veranstaltete das ZMT das TropEcS Symposium zur Erdsystemmodellierung. Über drei Tage hinweg kamen mehr als 100 internationale Expertinnen und Experten, Nachwuchsforschende, Kolleginnen und Kollegen sowie Partner aus tropischen Regionen – von Indonesien bis Peru – in Bremen zusammen, um zu diskutieren, wie tropische Küstenökosysteme besser in globale Erdsystemmodelle integriert werden können. Das Symposium markierte zugleich den offiziellen Start des neuen institutseigenen Sondertatbestands TropEcS – Modelling Socio-Economic Dimensions across Tropical Coastal Ecosystems and the Earth System am ZMT.

Was sind Erdsystemmodelle?

Erdsystemmodelle sind zentral, um den Klimawandel zu verstehen. Sie verknüpfen Atmosphäre, Ozean, Land, Biosphäre und Kryosphäre und bilden die Grundlage für Klimabewertungen, die politische Entscheidungen weltweit beeinflussen. Viele Modelle stoßen jedoch an ihre Grenzen, wenn es um regionale Prozesse wie Land-See-Stoffflüsse, Küstendynamiken oder sozioökonomische Wechselwirkungen geht. „Modelle der nächsten Generation müssen über physikalische Rückkopplungen hinausgehen und ökologische Kipppunkte, die Verwundbarkeit tropischer Küsten sowie sozioökonomische Dynamiken abbilden – insbesondere jene, die Gemeinschaften im Globalen Süden betreffen“, betonte Symposiumskoordinator Dr. Julian Lilkendey.

 


Eindrücke vom TropEcS Symposium 

Icebreaker im Universum® Science Center

Das Universum® Science Center bot einen inhaltlich und thematisch idealen Rahmen für den Icebreaker-Empfang des Symposiums. Umgeben von beeindruckenden, interaktiven Exponaten – von Wellenmaschinen bis hin zu Planetensimulationen – traf Wissenschaft auf greifbare Erfahrungen. Die Teilnehmenden konnten anhand realer Modelle jene Prozesse erkunden, die sie in Erdsystemmodellen sonst digital simulieren: das komplexe Zusammenspiel zwischen Atmosphäre, Ozean und Küsten. Besonders das Wellenmodell zeigte anschaulich, wie wellengetriebene Turbulenzen Küstendynamiken prägen – ein zentrales Thema des Symposiums. Den Höhepunkt bildete ein unterhaltsames Science-Quiz mit Tom und Darren, das mit Fragen zu Bremen, Erdsystemmodellierung und vielem mehr endgültig das Eis brach und für eine herzliche, kollegiale Stimmung in den folgenden Tagen sorgte.



Tag 1 – Stärken und Grenzen bestehender Erdsystemmodelle

Der erste Tag widmete sich der Frage, wie globale Erdsystemmodelle das Zusammenspiel von Land, Ozean und Atmosphäre abbilden – und damit die wissenschaftliche Grundlage für Klimaprognosen schaffen. Keynotes von Prof. Dr. Bjorn Stevens (Max-Planck-Institut für Meteorologie, Deutschland) und Prof. Dr. Veronika Eyring (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt – DLR und Universität Bremen, Deutschland; Leitautorin des IPCC-Berichts) leiteten die Diskussionen über Meteorologie, Ozeanographie und Ökologie ein, bereichert durch Perspektiven aus dem Globalen Süden. Eine Session eigens zu regionalen Modellen beinhaltete eine Keynote von Prof. Dr. Yu-Heng Tseng (National Taiwan University, Taiwan) zu multiskaliger Ozean-Atmosphäre-Kopplung, während Dr. Dante Espinoza (Instituto del Mar del Perú – IMARPE, Peru) die sozioökologische Bedeutung von Auftriebsgebieten an der peruanischen Küste hervorhob.


Tag 2 – Kopplung von Modellen und Prozessen

Am zweiten Tag stand die Verknüpfung ökologischer, physikalischer und biogeochemischer Modelle im Mittelpunkt, um tropische Meeresökosysteme besser zu verstehen. Dr. Edward Gross (GEI Consultants, USA) eröffnete den Tag mit einer Keynote zu neuen Ansätzen der Abschätzung ökologischer Raten und Transportprozesse – und zeigte, wie vereinfachte Modelle verborgene Dynamiken sichtbar machen und das Küstenmanagement verbessern können. Weitere Beiträge reichten von Planktondynamiken bis hin zu Fischereimodellen und Anpassungsstrategien an den Klimawandel. Prof. Dr. Moninya Roughan (University of New South Wales – UNSW Sydney, Australien) sprach über den Ost-Australischen Strom und wie hochauflösende Beobachtungen Modelle von Randströmungen verbessern.

Aus dem Globalen Süden stellten Dr. Lívia Sancho (Universidade Federal do Rio de Janeiro – UFRJ, Brasilien) multi-ozeanische Telekonnektionen und Klimaextreme in Südamerika vor, Dr. Siny Ndoye (Université Amadou Mahtar Mbow, Senegal) präsentierte physikalische Modellierungen des Kanarischen Auftriebsgebiets, und Dr. Alonso Del Solar Escardó (ZMT) zeigte gemeinsam entwickelte Anpassungsstrategien für peruanische Küstensysteme. In einer gemeinsamen Präsentation mit dem Titel „TropEcS Topics in a Nutshell“ stellten leitende ZMT-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler ihre Forschung zu zentralen Modellkomponenten vor – von Land-See-Flüssen und Nährstoffdynamiken bis hin zu Fischereien, sozial-ökologischen Systemen und partizipativen Modellierungen – und verdeutlichten damit den integrativen Anspruch des neuen TropEcS-Programms.


Tag 3 – Skalen und sozioökonomische Perspektiven

Am dritten Tag kamen Natur- und Sozialwissenschaften zusammen, um zu beleuchten, wie globale Veränderungen Küstengesellschaften beeinflussen. Prof. Dr. Erma Yulihastin (National Research and Innovation Agency – BRIN, Indonesien) eröffnete mit einer Keynote zu extremen Wetterereignissen und deren zunehmender Häufigkeit im Zuge der globalen Erwärmung. Es folgte Dr. Julia Moriarty (University of Colorado Boulder, USA) mit einem Vortrag über die Modellierung von Sediment- und biogeochemischen Prozessen in datenarmen tropischen Regionen.

Am Nachmittag sprach Dr. Rob Dellink (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – OECD, Frankreich) über sozioökonomische Treiber von Umweltveränderungen, Dr. Bruno Meirelles de Oliveira (AZTI Marine Research, Spanien) über die Resilienz tropischer sozial-ökologischer Systeme, und Prof. Dr. Marie Fujitani (Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung – ZMT, Deutschland) schloss mit einem Appell, Modelle, Daten und Menschen stärker zu vernetzen, um die Küstenresilienz zu stärken. Das TropEcS-Symposium endete mit einem starken Gefühl von Aufbruch und Zusammenarbeit – und legte den Grundstein für neue Forschungspartnerschaften und Modellintegrationsprojekte in tropischen Regionen.